Angesichts der vorher auf Hochtouren angeworfenen Promo-Maschine ist das schon ein verblüffend großer Fehlschlag. Ein fürchterliches Mythen-Mischmasch, ein bisschen Multiverse hier, Steampunk da, dort Western, woanders Herr der Ringe für Arme. Als wenn das noch nicht genügen würde, ist auch noch die filmische Übersetzung total absurd, etwa zu gleichen Teilen Kinderfilm und John-Woo-Action mit einigen Spritzern Culture-Clash-Comedy. Das klingt leider hingeschrieben schon wieder so missraten, dass man daran eventuell masochistischen Trashspaß sich herausziehen könnte, aber leider ist "Der dunkle Turm" völlig ernsthaft auf ein Franchise hingeschrieben, das es hoffentlich nie geben wird. Auch handwerklich funktioniert im Buch praktisch nichts: weder wird klar, was der Punkt dieser ganzen Universumzerstörorgie sein soll noch warum die andere Seite was genau beschützt. Zudem sind alle drei Hauptfiguren mit absurden Omnipotenzen ausgestattet, die lediglich bei bestimmten Plotpunkten dann halt doch nicht ganz funktionieren, um einen "Kampf", also Actionszene zu erlauben. Warum? Gibt sich niemand die Mühe, das jemals zu erklären. Das ist bei all dem anderen unzulänglichen Scheiss der größte Fehler des Films, dass er nicht einmal innerhalb seiner eigenen Welt legitime Berechtigung hat. Idris Elba ist die eine gute Sache an dem ganzen Film, selbst Matthew McConaughey ist - in einer zugegeben praktisch unspielbaren Rolle - schlimm.
Ich habe ja nie Stephen King gelesen, kann mir aber nicht vorstellen, dass das *nichts* mit dem Ausgangsmaterial zu tun haben könnte. Bleibt halt doch die Feststellung: Stanley Kubrick hatte schon recht, indem er King "The Shining" aus den Händen gerissen und zu etwas eigenem gemacht hat. Bleibt weiterhin der eine große Film, der aus einem King-Buch geworden ist.
den letzten teil halte ich im gesamturteil über stephen king - vor allem bei genereller unkenntnis der texte - für etwas zu hoch gegriffen. sicher, king ist vielleicht keiner der stilistisch variantenreichsten und tiefgehendsten autoren der welt, gerade die beiden angesprochenen texte sind aber definitiv zu seinen stärksten zu zählen. dass "der dunkle turm" als film vieles falsch macht, kann ich mir gut vorstellen, - die buchreihe als solchges funktioniert aber. und für einen autor wie king ist das sogar ein beeindurckendes experiment im sinne des postmodernismus und der metafiktion. der film selbst greift stattdessen nur einzelne motive und elemente der gesamten geschichte auf, ist aber keine reale umsetzung der handlung der buchreihe.
das urteil über shining finde ich ebenfalls etwas überspitzt, denn auch da ist der ursprungstext keinesfalls schlecht. klar ist kubricks film sehr gut, und funktioniert auf seine art und weise, ist stellenweise aber wirklich weit weg vom original, was ich weniger auf schlechtes ausgangsmaterial, sondern vielmehr auf kubricks gesamtvision schiebe (sonst könnte man ja auch auf die blöde Idee kommen und "a clockwork orange" als schlechtes ausgangsmaterial zu bezeichnen). der film geht meiner meinung nach mit seinen figuren wesentlich weniger in die tiefe als es das buch bewerkstelligt, wenngleich dieses selbst dann dramaturgisch vielleicht wieder etwas mehr "sensational" ist.
Ich möchte bei der generellen Kritik an King-Verfilmungen auch noch anfügen, dass die Vorlagen für "The Shawshank Redemption" und "Stand By Me" von King stammen.
Mit dem dunklen Turm Zyklus habe ich mich leider nie beschäftigt, obwohl das Thema mich eigentlich schon interessiert. An der Verfilmung habe ich aber überhaupt kein Interesse, dafür haben die Trailer ausreichend gesorgt.
Generell mag ich Kings Worldbuiliding sehr gerne, z.B. die ausführliche Charakterisierung und Back-Story der Figuren in "Revival". Leider führen diese mühevoll aufgebauten Settings oft zu sehr trivialen oder unspektakulären Enden, bei denen ich mir nur "Oh. Really?" denke (z.B. in "Revival").
Erschreckend ist es, einen Film wie Needful Things zu sehen, zu denken "Ja, war okay, Vielleicht 1-2 Stunden zu lang, wäre früher ne 20 Minuten Twilight Zone Episode gewesen, das ist bestimmt nur eine Kurzgeschichte von King gewesen." und dann festzustellen, dass die Buchvorlage fast 900 Seiten hat. Aber auch da ist es sicher so, dass die Welt sehr ausführlich geschildert wird, vielleicht einfach auch viel detaillierter als es notwendig wäre.
Das war natürlich auch polemisch überspitzt, ein wenig dadurch angeregt, weil ich kürzlich erst wieder darüber gestolpert bin, dass King "The Shining" für einen schlechten Film hält (aber absurdererweise dem Dunklen Turm sein backing gibt). Da ich von King nichts gelesen habe, kann ich das natürlich auch nicht ernsthaft beurteilen. Ich kann mir nur irgendwie so schwer vorstellen, dass dieses Mythen-Mischmasch gelesen sinnvoller erscheint und nicht doch nur wie ein großer Eintopf.
Zu King-Verfilmungen: Stand By Me ist toll, ja. Carrie sicherlich auch wertvoll (wenngleich ich da jetzt nicht ganz die Begeisterung nachvollziehen kann). Shawshank Redemption ist ok, aber halt auch großer Kitsch. Wenn man sich die Liste hier mal anschaut, dann ist's schon wirklich so: von 39 Verfilmungen gibt's grad mal eine handvoll aus denen okay/gute Filme geworden sind: Every Stephen King Movie, Ranked From Worst to Best
Klar, wenn man die Gesamtheit der Verfilmungen sieht, ist da schon viel Stückwerk dabei. Wenn ich da nur an The Mist denke (der bei manchen Freaks einen guten Ruf hat), die relativ lahme Fernsehfilm-Adaption von Es (da hoffe ich mal auf die Neuverfilmung, aber Tim Curry hat natürlich Pennywise schon irgendwo definiert) oder an solchen missratenen Quatsch wie "Salem's Lot".
Was ich bisher so mitgekriegt habe, ist King ja offenbar wirklich der einzige Mensch auf der Welt, der die Verfilmung vom Dark Tower für einen guten Film hält.
@metalbenny: du hast Der Dunkle Turm gelesen, wenn ich dich recht verstehe?
Ich hab nämlich bei der Pressevorführung den ersten Band des Buches geschenkt bekommen, aber nach dem Film erstmal natürlich wenig Lust gehabt, da Lesezeit reinzulegen. Aber aus Deiner Sicht würde trotzdem Band 1 sich lohnen?
ironischerweise gilt der erste teil der turm reihe als der schlechteste - er ist recht sperrig, etwas chaotisch und er hält sich viel zu sehr mit dingen auf, die man (noch) nicht durchblicken kann. stephen king schreibt dazu selber in seinem vorwort, dass es ein buch ist, das von einem jungen mann geschrieben worden ist und daher alle schwächen von einem buch eines jungen mannes aufweist. so gesehen wird man mit "schwarz" vielleicht nur bedingt glücklich.
ausserdem muss man natürlich generell eine gewisse offenheit gegenüber fantasy / horror / western themen mitbringen, mitsamt aller eskapistischen anwandlungen die dieses genre(s) so mit sich bringt. ich persönlich habe mich von der reihe gut unterhalten gefühlt. das steht und fällt aber auch ein wenig damit, ob man mit stephen kings laxem schreibstil zurecht kommt.
wie gesagt, der film und das buch unterscheiden sich durchaus , haben zwar an sich die gleiche story (respektive topics) , aber unterschiedliche plots. das ist auf gewisse weise sogar (in der eigenen logik) nachvollziehbar, kann man aber schwer erklären, ohne das buch zu spoilern (ich weiß nicht, in wie fern man in der presseinfo darauf eingegangen ist).
insgesamt ist es also schwer zu sagen, ob es sich lohnt. wie gesagt, ich habe mich gut unterhalten gefühlt - aber dazu muss mans dann wohl eher komplett durchziehen. ich würde als prädikat mal den schönen kritikerspruch "für genrefans empfehlenswert" attestieren - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Christian_alternakid am 05.08.2017 um 10:50 Uhr:
Angesichts der vorher auf Hochtouren angeworfenen Promo-Maschine ist das schon ein verblüffend großer Fehlschlag. Ein fürchterliches Mythen-Mischmasch, ein bisschen Multiverse hier, Steampunk da, dort Western, woanders Herr der Ringe für Arme. Als wenn das noch nicht genügen würde, ist auch noch die filmische Übersetzung total absurd, etwa zu gleichen Teilen Kinderfilm und John-Woo-Action mit einigen Spritzern Culture-Clash-Comedy. Das klingt leider hingeschrieben schon wieder so missraten, dass man daran eventuell masochistischen Trashspaß sich herausziehen könnte, aber leider ist "Der dunkle Turm" völlig ernsthaft auf ein Franchise hingeschrieben, das es hoffentlich nie geben wird. Auch handwerklich funktioniert im Buch praktisch nichts: weder wird klar, was der Punkt dieser ganzen Universumzerstörorgie sein soll noch warum die andere Seite was genau beschützt. Zudem sind alle drei Hauptfiguren mit absurden Omnipotenzen ausgestattet, die lediglich bei bestimmten Plotpunkten dann halt doch nicht ganz funktionieren, um einen "Kampf", also Actionszene zu erlauben. Warum? Gibt sich niemand die Mühe, das jemals zu erklären. Das ist bei all dem anderen unzulänglichen Scheiss der größte Fehler des Films, dass er nicht einmal innerhalb seiner eigenen Welt legitime Berechtigung hat. Idris Elba ist die eine gute Sache an dem ganzen Film, selbst Matthew McConaughey ist - in einer zugegeben praktisch unspielbaren Rolle - schlimm.Ich habe ja nie Stephen King gelesen, kann mir aber nicht vorstellen, dass das *nichts* mit dem Ausgangsmaterial zu tun haben könnte. Bleibt halt doch die Feststellung: Stanley Kubrick hatte schon recht, indem er King "The Shining" aus den Händen gerissen und zu etwas eigenem gemacht hat. Bleibt weiterhin der eine große Film, der aus einem King-Buch geworden ist.
metalbenny am 08.08.2017 um 16:41 Uhr:
den letzten teil halte ich im gesamturteil über stephen king - vor allem bei genereller unkenntnis der texte - für etwas zu hoch gegriffen. sicher, king ist vielleicht keiner der stilistisch variantenreichsten und tiefgehendsten autoren der welt, gerade die beiden angesprochenen texte sind aber definitiv zu seinen stärksten zu zählen. dass "der dunkle turm" als film vieles falsch macht, kann ich mir gut vorstellen, - die buchreihe als solchges funktioniert aber. und für einen autor wie king ist das sogar ein beeindurckendes experiment im sinne des postmodernismus und der metafiktion. der film selbst greift stattdessen nur einzelne motive und elemente der gesamten geschichte auf, ist aber keine reale umsetzung der handlung der buchreihe.das urteil über shining finde ich ebenfalls etwas überspitzt, denn auch da ist der ursprungstext keinesfalls schlecht. klar ist kubricks film sehr gut, und funktioniert auf seine art und weise, ist stellenweise aber wirklich weit weg vom original, was ich weniger auf schlechtes ausgangsmaterial, sondern vielmehr auf kubricks gesamtvision schiebe (sonst könnte man ja auch auf die blöde Idee kommen und "a clockwork orange" als schlechtes ausgangsmaterial zu bezeichnen). der film geht meiner meinung nach mit seinen figuren wesentlich weniger in die tiefe als es das buch bewerkstelligt, wenngleich dieses selbst dann dramaturgisch vielleicht wieder etwas mehr "sensational" ist.
motorhorst am 09.08.2017 um 07:14 Uhr:
Ich möchte bei der generellen Kritik an King-Verfilmungen auch noch anfügen, dass die Vorlagen für "The Shawshank Redemption" und "Stand By Me" von King stammen.Mit dem dunklen Turm Zyklus habe ich mich leider nie beschäftigt, obwohl das Thema mich eigentlich schon interessiert. An der Verfilmung habe ich aber überhaupt kein Interesse, dafür haben die Trailer ausreichend gesorgt.
Generell mag ich Kings Worldbuiliding sehr gerne, z.B. die ausführliche Charakterisierung und Back-Story der Figuren in "Revival". Leider führen diese mühevoll aufgebauten Settings oft zu sehr trivialen oder unspektakulären Enden, bei denen ich mir nur "Oh. Really?" denke (z.B. in "Revival").
Erschreckend ist es, einen Film wie Needful Things zu sehen, zu denken "Ja, war okay, Vielleicht 1-2 Stunden zu lang, wäre früher ne 20 Minuten Twilight Zone Episode gewesen, das ist bestimmt nur eine Kurzgeschichte von King gewesen." und dann festzustellen, dass die Buchvorlage fast 900 Seiten hat. Aber auch da ist es sicher so, dass die Welt sehr ausführlich geschildert wird, vielleicht einfach auch viel detaillierter als es notwendig wäre.
Christian_alternakid am 09.08.2017 um 10:17 Uhr:
Das war natürlich auch polemisch überspitzt, ein wenig dadurch angeregt, weil ich kürzlich erst wieder darüber gestolpert bin, dass King "The Shining" für einen schlechten Film hält (aber absurdererweise dem Dunklen Turm sein backing gibt). Da ich von King nichts gelesen habe, kann ich das natürlich auch nicht ernsthaft beurteilen. Ich kann mir nur irgendwie so schwer vorstellen, dass dieses Mythen-Mischmasch gelesen sinnvoller erscheint und nicht doch nur wie ein großer Eintopf.Zu King-Verfilmungen: Stand By Me ist toll, ja. Carrie sicherlich auch wertvoll (wenngleich ich da jetzt nicht ganz die Begeisterung nachvollziehen kann). Shawshank Redemption ist ok, aber halt auch großer Kitsch. Wenn man sich die Liste hier mal anschaut, dann ist's schon wirklich so: von 39 Verfilmungen gibt's grad mal eine handvoll aus denen okay/gute Filme geworden sind: Every Stephen King Movie, Ranked From Worst to Best
motorhorst am 09.08.2017 um 12:33 Uhr:
Klar, wenn man die Gesamtheit der Verfilmungen sieht, ist da schon viel Stückwerk dabei. Wenn ich da nur an The Mist denke (der bei manchen Freaks einen guten Ruf hat), die relativ lahme Fernsehfilm-Adaption von Es (da hoffe ich mal auf die Neuverfilmung, aber Tim Curry hat natürlich Pennywise schon irgendwo definiert) oder an solchen missratenen Quatsch wie "Salem's Lot".Was ich bisher so mitgekriegt habe, ist King ja offenbar wirklich der einzige Mensch auf der Welt, der die Verfilmung vom Dark Tower für einen guten Film hält.
Christian_alternakid am 09.08.2017 um 15:21 Uhr:
@metalbenny: du hast Der Dunkle Turm gelesen, wenn ich dich recht verstehe?Ich hab nämlich bei der Pressevorführung den ersten Band des Buches geschenkt bekommen, aber nach dem Film erstmal natürlich wenig Lust gehabt, da Lesezeit reinzulegen. Aber aus Deiner Sicht würde trotzdem Band 1 sich lohnen?
metalbenny am 10.08.2017 um 04:27 Uhr:
ironischerweise gilt der erste teil der turm reihe als der schlechteste - er ist recht sperrig, etwas chaotisch und er hält sich viel zu sehr mit dingen auf, die man (noch) nicht durchblicken kann. stephen king schreibt dazu selber in seinem vorwort, dass es ein buch ist, das von einem jungen mann geschrieben worden ist und daher alle schwächen von einem buch eines jungen mannes aufweist. so gesehen wird man mit "schwarz" vielleicht nur bedingt glücklich.ausserdem muss man natürlich generell eine gewisse offenheit gegenüber fantasy / horror / western themen mitbringen, mitsamt aller eskapistischen anwandlungen die dieses genre(s) so mit sich bringt. ich persönlich habe mich von der reihe gut unterhalten gefühlt. das steht und fällt aber auch ein wenig damit, ob man mit stephen kings laxem schreibstil zurecht kommt.
wie gesagt, der film und das buch unterscheiden sich durchaus , haben zwar an sich die gleiche story (respektive topics) , aber unterschiedliche plots. das ist auf gewisse weise sogar (in der eigenen logik) nachvollziehbar, kann man aber schwer erklären, ohne das buch zu spoilern (ich weiß nicht, in wie fern man in der presseinfo darauf eingegangen ist).
insgesamt ist es also schwer zu sagen, ob es sich lohnt. wie gesagt, ich habe mich gut unterhalten gefühlt - aber dazu muss mans dann wohl eher komplett durchziehen. ich würde als prädikat mal den schönen kritikerspruch "für genrefans empfehlenswert" attestieren - nicht mehr, aber auch nicht weniger.