Dylans Abkehr vom reinen Folk und Hinwendung zu elektrisch verstärkten Klängen (zumindest auf der ersten Hälfte des Longplayers) beginnt gleich höchst eindrucksvoll mit einem Feuerwerk namens "Subterranean Homesick Blues", einem Song, der einen sofort voll abholt und mitreißt - sicher auch das Highlight des Albums. Trotz der herausragenden Rolle dieses Titels ist das Pulver aber damit bereits keineswegs verschossen, sind doch weitere Perlen wie "Maggie's Farm", "Bob Dylan's 115th Dream" (der unterlassene Outtake zu Beginn symbolisiert quasi die spürbare Spielfreude, die dem gesamten Album innewohnt), "Mr. Tambourine Man" und vor allem "It´s All over Now, Baby Blue" auf der Scheibe zu finden. Hinzu kommt, dass "Bringing It All Back Home" wirklich keinen einzigen Lückenfüller aufweist, sondern durchgehenden Hörgenuss bietet. Dylan at his best!
Wahnsinn, was die von mir tatsächlich erst bei der Arbeit an dieser Rangliste entdeckten Sonics auf dieser Scheibe abreißen! Eine Urgewalt, die einem dort akustisch entgegenfegt! Hier wird der Weg zum Punk (noch deutlich vor den Stooges) geebnet und das im Jahr 1965! Besonders faszinierend ist das fantastische Organ von Sänger Gerry Roslie, der immer wieder mit wildem Geschrei aufwartet. Dieses Debütalbum der Band ist - wie viele Longplayer dieser Zeit - mit zahlreichen Coverversionen gespickt, doch die richtigen Kracher sind hier mehrheitlich die Eigenkompositionen, allen voran das mitreißende "Strychnine", das auch in meinem Song-Ranking immer weiter nach oben geklettert ist. Aber auch "Boss Hoss" (verantwortlich für den Namen der musikalisch doch ganz anderswo angesiedelten deutschen Band) und "Psycho" sind echte Juwelen. Von den Cover-Versionen ragt der neuinterpretierte Richard-Berry-Song "Have Love Will Travel" heraus, der fast genauso abgeht wie "Strychnine". Und auch "Good Golly Miss Molly" muss sich nicht vor dem bereits bärenstarken Original des großen Little Richard verstecken.
Ein Hammer-Album!
Startet gleich mit zwei richtigen Krachern, wobei dem bereits sehr gelungenen Titeltrack der noch stärkere Ohrwurm "The night before" folgt. Der alles überragende Song bleibt aber natürlich "Yesterday", dieser zeitlos schöne Klassiker, der einem stets ein Mitträllern geradezu aufzwingt - selbst Individuen mit so geringen Sangesqualitäten wie meiner Wenigkeit. Da zudem zum Abschluss "Dizzy Miss Lizzy" nochmal richtig gut abgeht und mit "Another girl", "Ticket to ride" und "It's only love" weitere durchaus ansprechende Songs vertreten sind, verdient sich das Album trotz einzelner qualitativ abfallender Titel zweifellos eine Top-Platzierung im Musikjahr 1965.
Die Rolling Stones waren anno 1965 in puncto Albenveröffentlichung ja recht umtriebig, wobei "Out of our heads" ihr gelungenstes Opus darstellt. Es beginnt bereits vielversprechend mit dem eingängigen "Mercy, Mercy" und kann im Folgenden mit mehreren richtig geilen Songs punkten. Zu nennen sind hier natürlich die Klassiker "The Last Time" und die ewige Hymne "Satisfaction". Zu meinem persönlichen Favoriten hat sich aber mittlerweile "Play With Fire" gemausert, bei dem insbesondere Mick Jaggers Gesang von herausragender Eindringlichkeit ist. Darüber hinaus sind die Coverversion des Soulsongs "That's How Strong My Love Is" und "I'm All Right" (aus Bo Diddleys Feder) durchaus vorzeigbare Songs, die auch ihr Scherflein zur hohen Gesamtqualität des Albums beitragen.
"Having A Rave Up With The Yardbirds", bereits das zweite Album, das die Yardbirds anno 1965 veröffentlichten, verbindet gekonnt Blues und Psychedelic Rock und ist deutlich stärker einzustufen als der ebenfalls in dieser Rangliste platzierte Vorgänger "For Your Love".
Zwei Songs ragen besonders heraus: der Opener "You're A Better Man Than I" (geile Gitarrenparts!) und das treibende "Heart Full Of Soul", auf dem zur Unterstützung eine Sitar zum Einsatz kommt, noch ehe die Beatles davon Gebrauch machten.
Zudem finden sich drei überzeugende Coversongs auf dem Album: "The Train Kept A-Rollin'" kommt deutlich bluesorientierter daher als das bekannte spätere Aerosmith-Cover. "I'm A Man", der unzählige Male anderswo gecoverte Bo-Diddley-Song, ist gleich zweimal auf dem Album vertreten (als Studio- und als Live-Version). Trotz durchaus zu attestierender Coolness reicht er allerdings weder an das Original noch an die ebenfalls 1965 veröffentlichte Version von "The Who" und erst recht nicht an die sensationelle Black-Strobe-Version heran. Hinzu kommt noch das herrlich bluesige Live-Cover "Smokestack Lightning" (im Original von Howlin' Wolf interpretiert).
Das Album ist übrigens unterteilt in Studio-Aufnahmen auf der A-Seite und Live-Aufnahmen, die bereits aus dem Jahr 1964 stammen, auf Seite B. Bei letzteren ist noch der große Eric Clapton an der Gitarre zu hören, während auf den Studioaufnahmen ein weiterer Gitarren-Heros, nämlich kein Geringerer als Jeff Beck, als sein Nachfolger die Saiten bearbeitet.
Als wären zwei derartige Meister an der Gitarre noch nicht genug für die Historie einer einzigen Band, gab sich ab 1966 auch noch Legende Jimmy Page die Ehre. Nachdem sich die Yardbirds 1967 eigentlich aufgelöst hatten, formierte Page im Jahr 1968 für noch ausstehende Konzerte neue Musiker als "New Yardbirds". Diese Musiker hörten auf die Namen Robert Plant, John Bonham und John Paul Jones. Ja, die kennt man doch irgendwoher.... - richtig, diese Formation schrieb dann unter dem neuen Namen Led Zeppelin Musikgeschichte (und wird mit Sicherheit noch ihre Auftritte in meinen späteren Ranglisten haben - so viel kann ich getrost spoilern)!
Sehr amüsant ist hierzu folgende auf Wikipedia zu findende Anekdote: "Großer Einfluss auf die Namensgebung wird Keith Moon, dem Schlagzeuger von The Who, zugesprochen. Dieser soll 1966 bei den Aufnahmen zur Jeff-Beck-B-Seite Beck’s Bolero (an der Page und John Paul Jones mitwirkten) gesagt haben, eine Band um Page würde ,abstürzen wie ein bleiernes Luftschiff' (,The band will go over like a lead zeppelin'). Diese Bezeichnung sei im Oktober 1968 schließlich von der Band übernommen worden. Da im Englischen das Wort lead sowohl das Verb to lead [liːd] (,führen') als auch das Substantiv lead [lɛd] (,Blei') bezeichnet, strich man auf Vorschlag des Produzenten Peter Grant zur Verdeutlichung der korrekten Aussprache das a, um zu verhindern, dass ,doofe Amerikaner' (,thick Americans') es als ,leed' [liːd] aussprechen." (https://de.wikipedia.org/wiki/Led_Zeppelin)
Nachdem ich Golden Earring, den leibhaftigen Beweis dafür, dass aus den Niederlanden nicht nur Heintje, Vader Abraham oder Caught in the Act, sondern auch musikalisch hochwertige Ware exportiert wurde, zunächst nur als Hardrock-Act der 70er Jahre, insbesondere mit ihrem '73er-Meisterwerk "Moontan" (das auch den legendären Klassiker "Radar Love" enthält), auf dem Schirm gehabt hatte, stellte ich überrascht fest, dass die Wurzeln der Band viel weiter zurückreichen und ihr Debütalbum bereits 1965 erschienen war - damals noch unter dem Namen "The Golden Ear-rings". Stilistisch kommen die Niederländer damals allerdings noch ganz anders daher. So sind insbesondere die ersten Songs stark von der damals populären Beatmusik geprägt, es finden sich aber ebenso deutliche Garage-Rock-Anleihen und auch psychedelische Einflüsse. Alles in allem ein sehr abwechslungsreiches Album, das ganz anders ist als das Material, das ich bisher von der Band kannte und schätzen lernte, aber dennoch so überzeugend, dass ich nicht umhin kam, es nachträglich ins Ranking aufzunehmen.