Tool

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Dienstag, 26.06.2001 - Philipshalle Düsseldorf

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Erlebnisse und Berichte

motorhorst am 25.10.2018 um 15:24 Uhr:

Aus dem mh-Archiv von damals:

Am Abend sind endlich die Vorboten des Ereignisses spürbar, welches mich eigentlich wieder nach Düsseldorf gelockt hat: Tool. Konzert. In der Philipshalle. Leichte Nervosität ist auf dem Weg bereits spürbar, werde ich wirklich auf der Gästeliste stehen? Oder muss ich mir möglicherweise auf dem Schwarzmarkt eine Karte zu horrenden Preisen kaufen?

Meine Begleiter Stefan und Magic sind glücklicherweise so kulant, auf mich zu warten. Einlass ist um 19.00, die Kasse mit den Gästelistenkarten macht aber nicht vor 19.50 auf. Man vertreibt sich die Wartezeit mit dem Trinken von Dosenbeck's. Lediglich eine Handvoll Leute wartet vor dem Häuschen, anscheinend stimmt schon, was in der E-Mail, die ich vom Promoter bekommen hatte, angekündigt war: "Hallo, Du stehst auf der Liste für Düsseldorf, allerdings nicht +1, da Zomba ein sehr begrenztes Kontingent hat". Als ich dann der begriffsstutzigen Dame erklärt habe, wer ich bin, sehe ich schon hinter meinem Namen ein "x2" und ich denke nur: "Ihr Vollidioten." So durften sich Freunde und Bekannte eine Karte kaufen und ich habe 5 min vor Beginn der Vorband eine Karte zuviel. Der Verweis "Diese Karte ist unverkäuflich" erweist sich als Lüge und jemand freut sich, ein Tool-Konzert für 20,- DM besuchen zu können.

Das Geld ist schnell wieder vertrunken. Die Getränkekarte besteht nicht wie befürchtet nur aus Altbier, sondern bietet eine angemessene Auswahl an Bieren. Heineken, Beck's, alles was die Leber begehrt. Man erkennt Leute wieder, die auch in der Reihe der Gästelistenschnorrer gewartet hatten, so zwei Typen mit Dreadlocks, Bärten, weit geöffneten Hemden und Zigarren in den Händen: Richtig, so sehen die Reporter von SPEX aus. Oder zumindest die Herren, die sich deren Karten besorgt haben. Einer der beiden wird im Übrigen während des Konzertes vor uns in die Halle kotzen. Aber wir sind beruhigt: Es kommt nur Flüssiges.

Beim Eintreten in den Halleninnenbereich stellt man schnell fest: Ausverkauft ist das wohl nicht. Hinten ist noch sehr viel Platz und man kommt seitlich ohne Probleme bis fast nach vorne. Es gibt an diesem Tag keine Sitzplätze, logisch, wenn man sich noch hätte setzen können, dann wäre der Innenraum wohl nicht zur Hälfte gefüllt. Für das Stahlwerk war der Andrang zu gross, aber leider nicht gross genug, um die Philipshalle auch nur annähernd auszuverkaufen. Sehr angenehm ist, dass man die Bühne von überall sehr gut sehen kann und dass die Halle an verschiedenen Stellen an der Seite zu verlassen und wieder zu betreten ist.

Pünktlich um 20.00 betritt Cortizone die Bühne und man stellt fest, dass der Sound zwar sehr laut ist, sich aber etwas verliert, schon fast als breiig zu bezeichnen ist. Leider ist das weniger auf die Band als auf die Akustik der Halle zurückzuführen, andererseits hat man auch schon schlechtere Voraussetzungen geniessen müssen. Cortizone besteht aus drei Personen mit der üblichen Instrumentierung (g, b, d), wobei der Gitarrist auch der Sänger ist. Der harte Rock ist nicht wirklich schlecht, aber die einzelnen Songs sind leider sehr austauschbar und es bleibt nicht wirklich etwas hängen. Nach drei Songs beschliesst man, den Bierstand aufzusuchen, um sich gezielt auf Tool vorzubereiten. Der Merchandising-Stand ist reichlich unspektakulär, 3-4 T-Shirts, Kettenanhänger, Baseballcaps.

Nach 40 Minuten verlässt Cortizone die Bühne, eine minimale Umbaupause folgt, dazwischen gibt es die verschiedenste Untermalungsmusik: Zuerst das grandiose "Bucephalus Bouncing Ball" von Aphex Twin, das erneut den etwas miesen Hallensound gut heraus stellt, gefolgt von Rammsteins "Links 2-3-4". Ironie oder ernst gemeint? Egal, Tool betreten die Bühne, nehmen ihre Positonen ein (Sänger Maynard wie üblich links oben, auf Höhe der Drums, die beiden Saiteninstrumentalisten unten am Bühnenrand). Kurzes Verharren. Blickkontakt. Der Drummer zählt ein und es folgt "The Grudge", klar, was sonst? Der Sound ist: besser. Bei den ersten Songs verliert sich die Stimme noch etwas in der restlichen Musik, das bessert sich aber schnell und man kann absolut zufrieden sein.

Stefan fragt mich, wie lange das Konzert wohl dauern wird und ich meine in vollem Ernst: "90 Minuten. Maximal". Da wird mich Tool aber mehr als Lügen strafen: Erst 140 min später werden die Vier endgültig die Bühne verlassen. Zwei grosse Videoleinwände sind im Bühnenhintergrund zu finden: Eine hinter dem riesigen Drumkit von Danny Carey, eine weitere hinter Maynard. Die Projektionen sind atemberaubend, meine Begleiter, die beide nicht tool-erfahren sind, meinen, alleine die Show wäre das Eintrittsgeld wert. Animationen im Stile der Tool-Musikvideos wechseln sich mit psychedelischen Mustern und Strukturen ab, fesselnd. Adam Jones und Justin Chancellor nehmen die Rolle der Kraftwerk-Roboter ein: Sie bewegen sich kaum von ihren Plätzen, spielen aber absolut exakt und druckvoll. Wie auf CD könnte man sagen. Allerdings nie so, dass man denken könnte, der Sound käme vom Band. Einfach nur perfekt.

Die Songauswahl lässt keine Wünsche offen: Stinkfist, Eulogy, Prison Sex, Pushit, Schism. Bei letzterem wundert man sich, wieso hier keinerlei Video im Hintergrund läuft, aber auch das wird bald aufgeklärt. Irgendwann verlassen die Bandmitglieder die Bühne und auf den beiden Leinwänden erscheint das brilliante "Schism"-Video. Es wird am Ende frenetisch abgefeiert. Überhaupt ist das Publikum einfach nur begeistert, man sieht glückliche Gesichter um uns herum. Die Band betritt erneut die Halle und es folgt eine weitere Salve an Songs: Sober, Parabol/Parabola, Opiate, Aenema, Lateralis. Nach jedem dieser grossartigen Stücke denkt man: OK, das war es jetzt, aber es geht einfach immer weiter. Als sich Maynard kurz vor Ende ans Publikum wendet, befürchtet man schon die "Don't forget to buy our T-Shirts"-Ansage. Aber es kommt die Bitte, die positive Energie des Abends mit zu nehmen und in den folgenden Tagen etwas Produktives damit zu tun. Erneute grenzenlose Begeisterung.

Später in der S-Bahn ist es sehr still. Die Menschen reflektieren und verdauen. Ein wunderbarer Abend geht zu Ende.


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