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12.12.2006 | 0 Kommentare | Christian_alternakid

Ein Kleinod pro Tag: vom 12.12. bis zum 22.12.
Dienstag, 12. November:

Over The Top (USA, 1987)
K1, 20.15

Na!? Meldungen, bitte!? Wer wollte schon immer mal Sylvester Stallone als rührend um seinen Sohn bemühten (!) Fernfahrer (!) sehen, der zu einem Armdrückwettbewerb (!!) aufbricht (der Vater, nicht der Sohn)? Ja, keiner?
Na gut, dann geht diese Empfehlung an alle männlichen Kindsköpfe hinaus, die 1987 exakt zwischen 6 und 8 Jahre waren. Und nein, ich fand ihn damals schon doof, habe wahrscheinlich zu der Zeit Gang Of Four gehört, als Over The Top erstmals lief.


Mittwoch, 13. November:

Strange Days (USA, 1995)
K1, 22.05

Es ist bis heute noch ein Rätsel, warum Kathryn Bigelows fantastische Zukunftsvision Strange Days, die die USA als totalitären Staat in den Tagen der Jahrtausendwende zeigt und dessen Bürger als von visuellen Drogen abhängige Wracks durch ein apokalypsenhaft gestaltetes Los Angeles taumeln, bei Veröffentlichung 1995 nicht die verdienten Lorbeeren zuteil wurde.
Die Manipulation durch Medien, die Macht und Missbrauchmöglichkeiten des Visuellen sind genauso sehr Grundlage für Strange Days als auch das ewige Sehnen des Menschen nach irgendetwas wie Gefühl und Spüren, dass man noch am Leben ist.


Donnerstag, 14. Dezember:

Fargo (USA, 1999)
Tele5, 22.00

Hoffentlich muss man Fargo nicht mehr vorstellen – wenn doch: der Höhepunkt im an Highlights nun wahrlich nicht armen cineastischen Schaffen der Coen-Brothers. "Fargo" ist eine perfekte Melange aus Thriller und schwarzschwarzer Komödie. In Kombination mit einer herausragenden Darstellerriege um Frances McDormand (Oscar!), William H Macy, Peter Stormare und Steve Buscemi ergibt dies einen Film, den jeder in den letzten 10 Jahren erwachsen gewordener Mensch gesehen haben sollte.

Freitag, 15. Dezember:

Der letzte Tango in Paris (I, 1972)
3sat, 22.20

Vielleicht der europäische Skandalfilm der 70er Jahre. Bei wem im Kopf kein Film bei der Nennung der Assoziationskette „Marlon Brandos Finger –> Butter –> Maria Schneider“ läuft, sollte definitiv zwei Stunden Lebenszeit opfern, um Bertolucci bei seiner berühmten Betrachtung über Einsamkeit, Sex und Liebe im Moloch Großstadt zuzusehen: keine Namen, keine Gefühle – keine Liebe?


Samstag, 16. Dezember:

Funny Games (AUT, 1997)
Tele5, 23.55

Michael Hanekes faszinierender Versuch über Gewalt. Faszinierend deshalb, weil Haneke mittels Gewalt im Film "Gewalt im Film" zu kritisieren versucht. Immer wieder durchbricht Haneke die gängigen Sehmuster und Konventionen in diesem Psychodrama um eine von Fremden zu Tode gepeinigte Familie, in dem er die Täter direkt mit dem Zuschauer reden lässt um auch formell die Distanz aufzuheben und den Zuschauer zum Komplizen zu machen oder indem er strikt jede Begründung für das Tun seiner Täter verweigert und dies im Film sogar selbst wiederum thematisiert. Dem Zuschauer wird eine Motivation für die Tat verweigert, weswegen er sich mit der Gewalt an sich auseinandersetzen muss. Haneke steigert diesen Effekt, in dem er oftmals die Totale verwendet, um Qual und Leiden zu zeigen und nicht der Dramaturgie halber wegschneidet.
Demnach ein unbedingt zu empfehlender Film, der einem über die eigene Rezeption lehrt, ja belehrt, und – man muss es so sagen – letztenendes Haneke als Marionettenspieler des Publikums scheitern sieht. Denn so richtig und faszinierend das Ansinnen Hanekes auch ist, scheitert er tatsächlich daran, dass die Welt noch schlimmer ist als er glauben mag: natürlich erreicht er bei seinem preaching-to-the-converted die Zielgruppe derer, die ihm sowieso zuhören und verdeutlicht ihnen die Richtigkeit seines Standpunktes doch scheitert Hanekes Allmachtfantasie gerade bei dem Publikum, an das er sich richten müsste. Liest man bei imdb die Kommentare zu Funny Games, entdeckt man immer wieder Zuschauer, die das Konzept a) komplett missverstehen oder – noch schlimmer angesichts Hanekes Intention – die b) finden, der Film werde seinem ultrabrutalen Ruf nicht gerecht. Anders formuliert: während Haneke das Arthousekino ohne Zweifel erreicht, fressen die Gorehounds seine Idee bei lebendigem Leib.
„Irreversible“ teilt sich mit „Funny Games“ den einen oder anderen Punkt und scheint letztenendes – wohl aber auch, weil Gaspar Noe von einer idealen Welt so weit entfernt lebt, wie man nur kann – effektiver seinen Punkt nach Hause zu bringen.
Trotz allem ist Funny Games unverzichtbar für jeden der einen der zentralen Punkte im Filmschaffen versucht zu verstehen und seine eigene Wahrnehmung im Kino überprüfen mag.


Sonntag, 17. Dezember:

Master & Commander (USA, 2003)
RTL, 20.15

Master & Commander ist ein typisches Beispiel für einen Backlash: zunächst wurde gezielt ein (in Hollywood so genannter) „Buzz“ erzeugt, um Master & Commander für die damalige Oscar-Verleihung in Stellung zu bringen, was auch angesichts von 10 Nominierungen gelang. Doch bis zur Verleihung und insbesondere in deren Folge, als M&C nur mit zwei unbedeutenden technischen Academy Awards ausgezeichnet wurde, wuchs der Argwohn gegenüber dem Film.
Was lernen wir daraus? Kann ein Film überzüchtete Erwartungen nicht einhalten (und nein, er war nicht der beste Film des Jahres), so ist der Fall umso tiefer. Wenn auch zu Unrecht, denn letztenendes ist M&C ein oldfashioned Abenteuerfilm, der hervorragend in die Weihnachtsfeiertage gepasst hätte und durchaus zu unterhalten weiß.


Montag, 18. Dezember:

Der Schakal (ZDF, 1997)
ZDF., 22.15

Vor einem guten Monat lief das Original des Auftragskillerthrillers Der Schakal bereits im Fernsehen, nun steht das US-Remake mit Richard Gere und Bruce Willis auf dem Programm.
Die Logik der einen oder anderen Szene ist bei der Überfahrt Europa -> Amerika offensichtlich auf der Strecke geblieben und von der eisigen Kühle und Perfektion des europäischen Originals, die so hervorragend seine Hauptfigur widerspiegelte, ist in diesem Action- und Verkleidungsfeuerwerk nicht mehr viel übrig geblieben, doch an US-Blockbuster-Verhältnissen gemessen ist „Der Schakal“ durchaus überdurchschnittlich gelungen
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