Die Geschichte mit der
Erleuchtung durch - auf unkonventionelle Weise entstandene - Mixtapes lässt mir keine Ruhe. Wie könnte man es back to 1995 taken, aber auf eine sanfte Art und Weise, quasi Zeitreise mit dem Wissen von heute?
Mit der Einführung von MP3-Playern mit unglaublichen Speicherplätzen (es ist ja wirklich schwer vorstellbar, wie man früher wochen- und monatelang mit 3 Kassetten oder einem (Luxus!) CD-Wechsler mit 6 oder 10 Scheiben im Auto verbringen und glücklich sein konnte) ging zumindest ich irgendwann dazu über, ganze Diskographien von Künstlern (okay, da wird man relativ schnell schlauer) oder zumindest komplette Alben auf die Maschine zu knallen. Per Random-Funktion versucht man dann verzweifelt, sich das Ganze zu Erhören bevor wieder neues Material dazu kommt und das kommt dann aber ganz schnell dazu und auch in unglaublichen Mengen. Oft ist dann auch gar nicht die Lust da, neues Ungehörtes zu verdauen, sondern es wird immer wieder auf die alten Klassiker (
Underworld,
Sonic Youth,
Motorpsycho) zurück gegriffen, weil sich das eben bewährt hatte.
Annahme: Es bringt überhaupt nix, sich komplette Alben von unbekannten Künstlern mitzunehmen. Früher hat die Annäherung über ein bestimmtes Stück meist viel besser funktioniert. Die Gefahr ist klar: Man wählt das falsche Stück aus, welches das einzige schlechte oder das sehr untypische auf dem ganzen Album ist (z.B.
Treefingers oder
Fitter Happier) und schließt so mit einer Band ab, noch bevor es dazu an der Zeit ist.
Daraus folgt die
Annahme: Man sollte die Playlisten öfter wechseln und durchaus einzelnen Künstlern eine weitere Chance geben. Auch wenn es natürlich schön und auch eine alte Gewohnheit ist, dass man genau weiß, dass nach
Something In The Way dann gleich
Them Bones von
Alice In Chains kommt, weil noch Platz auf der Seite der Kassette war.
Die zentrale Frage bleibt: Wie stelle ich mir das Mixtape zusammen?
Methode 1: Online
Weg a - Last.fm: Eine wunderbare Funktion, wenn man erst mal einige Songs gescrobbelt hat und sich
last.fm eine ungefähre Vorstellung vom Musikgeschmack machen konnte, sind die so genannten Radios. Dabei rate ich dringend vom Künstlerradio ab, welches allzu stereotype und einseitige Songs spielt. Gibt man dort als Künstler z.B.
Depeche Mode ein, so wird man die nächsten Stunden ausschließlich von schlechten Kopien, Schwarzmantelbands und klassischer Elektronik wie
Kraftwerk (wenn man Glück hat) beschallt. Das Nachbarschaftsradio (wenn man gescheite Nachbarn hat und nicht facebookesk einfach jeden Trottel als Nachbarn akzeptiert, ach nee, das sind wohl die berechneten Nachbarn, nicht die "Freunde") und vor allem das Empfehlungsradio laden oft auf ergiebige Reisen ein.
Nachteil: Geht nur bei Online-Verbindung, die Sachen sind nicht unbedingt "neu" und Playlisten sind nicht zu reproduzieren. Kann man teilweise natürlich auch als Vorteile interpretieren.
Weg b - roteraupe: Die roteraupe ist nicht nur das beste Indie-Online-Fanzine sondern stellt auch regelmäßig (inzwischen sind wir bei Nummer 20 angelangt) so genannte
Online-Mixtapes zusammen. Diese bedienen sich aus freien MP3s von Indie-Künstlern, die online zu finden sind. Man kann die so entstehenden Mixtapes online per Player anhören oder sich die einzelnen Tracks, wenn sie noch auf den Seiten zu finden sind, herunterladen. Ein Cover stellt die roteraupe zur Verfügung. Die Sachen sind durch die Bank neu und auch mit großem Geschmack ausgesucht.
Nachteil: Wenn man die Tapes herunterladen will, geht das nur Song für Song, nimmt also etwas Zeit in Anspruch.
Methode 2: Die eigene Sammlung
Weg a - Geschmackssicherheit: Man traut sich einfach zu, schon das richtige zu machen und geht einfach die neusten Einträge in der Musikbibliothek durch und wählt jeweils einen (oder mehrere?) Songs aus jedem neuen Album aus. Das kann entweder ein lustiger Name sein (
Hannibal) oder ein Ort, mit dem man etwas verbindet (
Vietnam) oder der alten Regel folgen "Das Siebte ist immer das Beste" (
Unfassbar). Man kann natürlich auch kurz reinhören, aber damit schränkt man sich unter Umständen schon wieder ein, gibt weiter vorne liegenden Tracks (auf dem Album) den Vorzug und verpasst sicherlich den ein oder anderen - Achtung! Lange Papers raus! -
Grower.
Nachteil: Bias.
Weg b - Zufall: Kann die Musikbibliothek die neuen Alben oder Songs in zufälliger Reihenfolge sortieren? Nein? Dann kann man das vielleicht simulieren. Man gibt als Filterkriterium aktuell z.B. "2010" an und sortiert danach die Songs nach Songtitel, Spieldauer oder ähnlichen Kriterien und schnappt sich dann die ersten 10 oder 12 Tracks und hat das schnelle Mixtape gemacht.
Nachteil: Man erwischt hier sicherlich mehrere Stücke des selben Künstlers oder Albums und andere gar nicht.
Weg c - Kontrollierter Zufall: Ich lasse mir einfach alle Alben des aktuellen Jahres (als Beispiel, wenn das Musikprogramm die Möglichkeit bietet kann das auch "zuletzt hinzugefügt" sein oder wenn ich es "Back to 1995" taken will, dann ist es vielleicht ein Filter "1995") aufzeigen und suche dann durch ein Zufallselement jeweils einen Song auswählen. Als Zufallsgenerator kann z.B. ein
Online-Tool dienen oder natürlich
die klassische Methode.
Nachteil: Erfordert ein wenig händisches Herumhantieren. Macht aber sicher voll knorke Spaß.
Was haltet ihr davon? Total anachronistische Überlegungen?`Oder nen Versuch wert?
Fleißaufgabe für hörige Hörstchen: Welche drei aktuellen Alben dienten den Beispielen unter "Weg 2a" als Vorbild?
Bloody Mary am 09.06.2010 um 16:52 Uhr:
Caribou - Swim, Crystal Castles II und Enno Bunger - Ein bisschen mehr Herz?motorhorst am 09.06.2010 um 17:38 Uhr:
Hut ab, Frau Mary.So sieht es nämlich aus, Damen und Herren.