05.01.2019 | 6 Kommentare | motorhorst
Diesen Song veröffentlichte Marilyn Manson im abgelaufenen Jahr - soweit ich das richtig wahrgenommen habe - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Blick zurück nach 1995, als an meinem Geburtstag die EP erschien, die den neusten Schockrocker auch in Europa auf die Karte setzen sollte: Schließlich war auf "Smells Like Children" die grandiose Cover-Version des Eurythmics-Klassikers "Sweet Dreams (are made of this)" . So totgenudelt wie das Stück in dieser Version heute ist, war das damals in der Tat bahnbrechend und beherrschte die Tanzflure der Indie-Disco. Ähnlich wie Mansons Ziehvaters Projekt "Nine Inch Nails" war uns auch dessen Bandname früher geläufig als die tatsächliche Musik, die uns dann aber nicht weniger flashte. Und "uns" kann hier sowohl meinen damaligen Freundeskreis wie eben auch DIE_JUGEND an sich meinen.
Dieser Türöffner für Manson war vielleicht sogar etwas zu erfolgreich, weswegen er sich immer wieder an Covern versuchte, die aber im Gegensatz zu "Sweet Dreams" immer etwas zu nah am Original und damit ziemlich überflüssig waren. Personal Jesus und Tainted Love habe ich da natürlich vor allem im Sinn.
"Cry Little Sister" war ein Ohrwurm aus dem 1987er-Vampir-Teenie-Film "The Lost Boys", das mit einem who-is-who der damaligen Jungschauspielerriege (vielleicht so, wie Young Guns das selbe Prinzip in den Wilden Westen verlegte) aufwartete: Kiefer Sutherland und die beiden Coreys seien da vor allem genannt. Der Titelsong stammte im Original von Gerard McMahon (als Gerard McMann) und diesen Namen musste ich auch googeln, obwohl der Song selbst seit über 30 Jahren in meinen Synapsen gefangen ist - eine bessere Definition für "One hit wonder" gibt es vermutlich nicht.
Der Film ist übrigens gar nicht so schlecht, wenn auch sehr in seiner Zeit verhaftet (Die Frisuren! Das Saxofon! Das Morrison-Poster!) und keine 80er-Version von Twilight, auch wenn das oben so klingt.
Nun hat Manson den Song gecovert und der passt ja auch eigentlich wieder wie Arsch auf Eimer zu seiner Persona. Bei allem schrecklichen und dummen, was man von und über Manson liest, wenn er nicht gerade under Influence von Bühnen stürzt, habe ich ihn immer als sehr reflektierten und spannenden Interviewpartner wahrgenommen (vor allem in Marc Marons WTF-Podcast und zu Gast bei Bret-Easton Ellis), seine so genannte "Autobiografie" ist mehr als spaßig-grotesk und ihm gehört nach wie vor die beste Szene in Michael Moores Bowling For Columbine. Consider this.
Edit: Ganz vergessen, warum der Song an dem Tag: Marilyn Manson wurde als Brian Warner am 5. Januar 1969 in Florida geboren und deshalb im Jahr 2019 50 Jahre alt.
Bloody Mary am 06.01.2019 um 22:51 Uhr:
Immer wieder voll interessant, was du so auftust und recherchierst, Motor.Der hat ja doch einige Cover-Versionen gemacht, war mir aber nie als Cover-Onkel in Erinnerung. Die Version von "Cry little sister" passt wirklich gut und gefällt mir, auch wenn auch das nicht so weit vom Original ist. Kann auch daran liegen, dass ich neulich "Mechanical Animals" (muss ich das damals oft gehört haben anscheinend) und "Holywood" angehört und festgestellt hab, dass der für mich irgendwie zeitlos ist. Ich würd ihn tatsächlich auch jetzt gern mal live sehen.
Christian_alternakid am 07.01.2019 um 14:10 Uhr:
Die "Sweet Dreams" Coverversion war auch für mich damals der Türöffner zu Manson. Finde ich auch immer noch gut, versteht eben richtig, wie man ein Cover macht. Das "Tainted Love"- Cover dagegen ist überflüssiger Schrott.Super dagegen ist Mansons "I Put A Spell On You" - Cover von Screaming Jay Hawkins. Auch das ist irgendwie naheliegend, wenn man Hawkins Original kennt - und hier ist schon der Fall, dass das Original mindestens so weird ist wie Mansons Cover, aber das lebt eben auch noch im Besonderen durch Lynchs großartigen Einsatz in Lost Highway:
Christian_alternakid am 07.01.2019 um 14:11 Uhr:
Das Original:motorhorst am 07.01.2019 um 19:30 Uhr:
Genau, Lost Highway. Wollte eben schon schreiben: Das kommt doch im Natural Born Killers-Soundtrack vor? Sind auf jeden Fall beides tolle Soundtracks, die dem Film mehr geben als nur ein paar einzelne Songs. Vieles ist dann ja auch auf den Platten gar nicht mit drauf (Für NBK sammelte Trent Reznor glaube ich um die 100 Songs und auf LH fehlen z.B. die Rammsten-Songs, die im Film unheimlich effektiv eingesetzt sind).Christian_alternakid am 07.01.2019 um 19:49 Uhr:
Stimmt, ich weiß noch genau, wie ich damals im Kino saß und total weg und platt war als auf einmal deutsche Lyrics und diese Wucht der Rammstein-Songs kam. Damals wusste man ja noch nicht alles vorher!motorhorst am 08.01.2019 um 07:02 Uhr:
Genau dasselbe bei mir. Ich wusste, dass Rammstein im Film vorkommen würden (evtl. hatte ich den Soundtrack schon vorher auf CD), aber die Wucht mit der der Anfang von "Heirate mich" (also nur die zwei Schläge) kam, war vielleicht der aufwühlenste Kinomoment EVER, wenn ich den benennen müsste.