Geschwänzt, Bier probiert, unter Brücken geschlafen - Christian, 31, hat schon viel hinter sich. Immer wieder schlief er in der S-Bahn ein, obwohl er nicht dumm ist. Pädagogen und Psychologen zermartern sich den Kopf: Was machen wir bloß mit so einem Jungen?
Bartflaum, zierliche Figur, weiche Gesichtszüge - Christian Alternakid sieht auf den ersten Blick aus, als würde er sich noch nicht lange für Mädchen interessieren, als müsse er seine Eltern um Erlaubnis fragen, bevor er ausgeht.
Raus aus der Schule - und dann? "Die haben mich alle genervt", sagt Christian
Seine grünen Augen sagen etwas anderes. Es sind die Augen eines Erwachsenen.
Christian ist erst 31 und bereits mehrmals in der S-Bahn eingeschlafen. Seine Eltern leben als wohlhabende Ärzte in der fränkischen Provinz, nach einem heftigen Streit mit seiner Mutter kam er kurz in die Psychiatrie und wohnte danach drei Monate in Nürnberg. Er schnorrte, arbeitete als Tellerwäscher, probierte Bier, Cuba Libre und Yuppietum aus, bis er schließlich in Berlin strandete.
Was passiert mit einem Jungen, der in der Schule viel nachholen muss, seinen Mitjugendlichen aber hundert Erfahrungen voraus hat? Mit einem, der sich nichts sagen lässt - und der gleichzeitig an die Hand genommen werden will? Wo landen Kinder, bei denen Eltern überfordert, Lehrer ratlos und Schulleiter verzweifelt sind?
Gleichaltrige sind ihm zu kreischig, zu unreif, mitspielen lassen sie ihntrotzdem nicht.
Eine Station: Christian kommt zu den Motor-Ultras, wo er zusammen mit anderen "Ultras" zecht. In Berlin hat er zwar eine eigene Wohnung mit Luxusbett und Bier im Kühlschrank. Mit den Leuten in seinem Alter kann er aber nichts anfangen: Sie sind ihm zu laut, zu modebewußt, zu Technoaffin. "Außerdem finden Sie die Babyshambles nicht so gut wie ich" fügt er mit einem Schluchzer hinzu.
Insbesondere das mobbing von anderen Jugendlichen wie dem "Präfekt" genannten Boss der lokalen NewRave-Mafia, dem Star-DJ "Power", der ihm den Zutritt zu allen Berliner Clubs verbieten ließ, oder dem "Abzieher" mcmuse, machen ihn dabei fertig. Obwohl er sonst kaum eines dieser "blonden kurzhaarigen Dinger" an der Ecke stehen lassen würde, ist er in solchen Momenten den Tränen nahe.....
(lesen Sie weiter im nächsten Teil)