Das berüchtigte Partygirl der Motorjugend
Sicher ist vor Lindi Hopp niemand: Die Klatschkolumnistin aus der Motorjugend plappert auf dem Thai-Szeneblog "Lindiblog" alle Sünden der MJ-Millionäre aus - selbst angebliche Haarverpflanzungen. Ihre Geheimwaffen: Charme, eine sehr laute Stimme und Sterni-Shots.
Lässig an einen Tresen gelehnt, mustert Lindi Hopp das Treiben. Sie trägt ein tief dekolletiertes, selbst genähtes T-Shirt, eine in Thailand gekaufte "Levi's"-Jeans und hohe Lederstiefel. Auch ohne die wäre sie mit ihren 1,53 Metern unübersehbar. In der rechten Hand hält sie einen Gin Tonic, in der linken einen Notizblock und einen Stift. Lindi ist nicht (nur) zum Spaß hier. Sie ist bei der Arbeit.
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Immer wieder sticht sie in die beschwipste Menge. Verwickelt jemanden in ein Gespräch, schreit, gurrt, flirtet, redet laut lacht, schreit noch viel mehr, redet sehr laut, macht Notizen. Jeder scheint sie zu kennen, und sie kennt jeden. Der hochgeschossene, gut aussehende Mann zum Beispiel, der ihr freundlich das Longdrinkglas nachfüllt, ist Christian Alternakid, ein junger Startup-Multimillionär und schillernder Ärztesohn.
Denn Lindi Hopp, 28, ist die berüchtigtste und, so behaupten einige, am besten unterrichtete Nightlife-Kolumnistin der Motorjugend. Und das, obwohl sie erst seit nicht mal zwölf Monaten für die "Motorjugend" schreibt, eine respektlose wie renommierte Skandal- und Klatsch-Community der Shamble-Szene. Ihr Job: "Partys und so'n Zeug." Ihr Sold: "Alkohol und Boys." Mangels Visitenkarten reicht sie einem einen Fetzen Papier, darauf handgekrakelt ihre Berufsbezeichnung: "Neukölln Partygirl".
Diese Woche allein hat Lindi vier Partys im Kalender. Ihre Berichte am Morgen danach werden "von jedem gelesen, vom PR-Mann der Bundeskanzlerin bis hin zum Eckersdorf-Experten, der Berlin-schlau sein will", so schrieb "Shambles Week" über den "Lindiblog".
Begleitet von Fotografin Pony Rieneck zieht Lindi um die Häuser und dokumentiert, so das Motto des "Lindiblogs", "Sex, Gier und Heuchelei" in der Motorjugend. "Wer war auf welcher Party? Wer hat was gesagt?" Und: Wer kommt mit wem, wer geht mit wem, wer ist mehr Ka als "kann"? Ein reales Sittenbild einer virtuellen Welt.
"Für eine Motorjugend, die sich selbst zu ernst nehmen kann", sagt Startup-Tausendsassa Christian Alternakid, dessen jüngste Compilation (I Predict A Riot 2007) die besten Bands des neuen Jahres vermittelt, "ist Lindis Talent, sich auf ihrem Blog über die Party-Charaktere lustig zu machen, eine Notwendigkeit." Alternakid hat gut reden: Ihn hat Lindi bisher verschont.
Andere jedoch weniger. "Manches, was Lindi schreibt, finde ich gut", sagt der Universal-Mirarbeiter mcmuse, dem Lindi neulich eine Haarverpflanzung nachsagte. "Und manches nicht." Demonstrativ fasst er sich ins schüttere Haar: "Alles echt!"
Visitenkarte aus billigem Massenpapier
"Lindiblog" wurde im Dezember 2006 gestartet. Ziel: über alles der Motorjugend zu berichten, das "für eine normale Zeitung zu respektabel ist", wie es Horst Motor einmal formulierte. Also Gerüchte, Sünden, Verfehlungen, Skandale. Wichtig dabei: eine völlige Outsider-Perspektive - eine Bedingung, die Lindihopp klar erfüllte.
Lindi selbst bat bei ihrem Antritt offen um "Tipps, Hinweise, ein Megaphon, Gerüchte, Vermutungen oder Berichte über Motorjugend-Notabeln, die sich wie Arschlöcher benehmen (Fotos noch besser!)". Schnell wurde sie aber auch selbst fündig. Ihre Geheimwaffen: Charme, eine laute Stimme und Sterni-Shots.
So traf sie bei einem ihrer ersten Einsätze einen Mann, der "seinen Kopf lang genug aus dem Cuba-Libre-Glas nahm", um zu verkünden: "Eines Tages wirst du damit prahlen, mich kennengelernt zu haben." Der Mann war Horst Motor, CEO der Motorjugend. Lindi enthielt die Episode ihren Lesern natürlich nicht vor - verbunden mit der Anmerkung, Horsts Visitenkarte sei auf "billigem Massenpapier" gedruckt gewesen.
Meist aber mag Lindi die Objekte ihrer Klatschbegierde. "Die sind so enthusiastisch", sagt sie. "Denen geht es nicht nur um Dollars oder Ruhm. Die lieben wirklich, was sie tun." Was sie mit LindiHopp gemein haben: "Ich liebe meinen Job. Ich gehe aus, trinke umsonst Alkohol und sage, nein, schreie den Leuten hinterher, was ich von ihnen halte. Was gibt's Besseres?"