Bernd im Bademantel

17.02.2010 | 1 Kommentar | motorhorst

Es begab sich aber im Jahre 1996, dass der NDR eine wirklich gute Idee für eine Sendung hatte. Der unvergleichliche Bernd Begmann bekam seinerzeit nämlich eine eigene Show.
Begemann ist vor allem als Sänger und Entertainer bekannt. Wer je die Chance hatte, eines seiner unvergesslichen Konzerte zu besuchen, weiß, dass ein solches gerne mal 3 Stunden dauern kann, seine Setlist meist aus einem dicht beschriebenen DIN-A3-Blatt besteht und er dennoch auch gerne auf Zuruf einen seiner unzähligen Hits von "Kelly-Family-Feeling" bis "Fernsehen mit Deiner Schwester" spielt. Auch wenn man seinen Songs damit Unrecht tut, sind doch die Geschichten und Ansagen zwischen den Liedern oft die eigentlichen Highlights seiner Auftritte.

Was lag also näher, als so einem wortgewandten Unterhalter ein paar (oder auch: eine) Kamera(s) in seine Wohnung in Hamburg zu stellen und dort hin - ganz late-night-like - Gäste einzuladen? Vor allem keine der 08/15-Talk-Gäste sondern die der Sozialisation des Künstlers entstammenden Helden der Subkultur, die man zu selten (also nie) im Fernsehen sieht? Das Ganze hieß dann Bernd im Bademantel, lief erwartungsgemäß dann auch ganze drei Sendungen lang und featurte die Bands Tocotronic, Freie Berliner Ischen und JaKönigJa in Wort, Bild und Song. Denn natürlich durften die Künstler auch gleich im Wohnzimmer Begemanns ein paar Kostproben zum Besten geben.

Ein jeder Freund von Indie und schräger Unterhaltung leckt sich nach dieser Beschreibung vermutlich die Finger nach solch einer Serie, folgerichtig gibt es sie weder auf DVD, noch wird sie jemals bei einem der 147 ARD-Sender wiederholt. Doch dank YouTube kann doch jeder Spät-Geborene und Zu-spät-aufmerksam-Gewordene noch einmal einen Nostalgietrip starten. Ich habe damals übrigens tatsächlich die Sendung mit Tocotronic beim Reinzappen gesehen und bin mir gar nicht mehr sicher, wie das damals auf mich gewirkt haben mag^*, da ich mit Tocotronic nur oberflächlich und mit Begemann noch gar nicht vertraut war (auch wenn ich schon Songtexte von ihm gelesen hatte, in dem Buch Poetry Slam! - Die Texte der Pop-Fraktion, welches ich mir gerade gekauft hatte).

Bernd im Bademantel mit Tocotronic anschauen

^* Beim Schreiben dieser Anmerkung fühle ich mich wie wenn der Kante-Text zu Paradizer/Karte nur für mich geschrieben wäre: You'll never see / the teenage me / and you wouldn't believe the things / you didn't see.