Anywhere In Albion

28.09.2005 | 11 Kommentare | Christian_alternakid

Doch diesmal ist nicht der gute Peter im Pressewirbelsturm ob seiner Drogenverkostungen, sondern the girl an seiner Seite, Supermodel Kate Moss.

Stop The Press! Tiere, Sensationen, Neuigkeiten! Supermodel nimmt Kokain! liest man auf den boulevardesken Steintafeln unter dem gelben Regenbogen. Dass tatsächlich keiner mit den Schultern zuckt und „so what?“ vor sich hinmurmelt, erstaunt dann doch. Was ist passiert? Kate Moss wurde im Studio der Babyshambles von einem von Peters entfernten „Freunden“ mit dem Handy gefilmt, als sie mehrere Lines Kokain zog (wenn Peter etwas das Genick bricht, dann sind es nicht die Drogen, sondern seine Offenheit Menschen gegenüber – dass er mehr oder weniger Fremde im Laufe eines Abends in sein Herz schließt und ohne Ansehen von Bekanntheit mit ihnen durch die Gegend zieht, zu sich einlädt, ins Studio lässt).

Dass Ms Moss bereits vor 6 Jahren einen Entzug hinter sich hatte, dass es ein offenes Geheimnis ist, dass im Modelzirkus noch mehr Schnee liegt als auf den Bühnen dieser Welt, dass erst vor zwei Jahren ein großer Skandalbericht aufdeckte, dass die renommierte Elite-Agentur 15jährige Nachwuchsmodels mittels Kokain „gefügig“ macht, war anscheinend an all den Berichterstattern, die Kate Moss dank ihres „Rockstar-Junkie-Freundes“ (britische Yellow Press) auf einer downward spiral direkt in the gutter albions sahen, vorbeigegangen. Dass sich auch Der Spiegel mit der Formulierung, Kate Moss wäre mit „einer Kanaille der besonderen Art“ zusammen, dem anschließt, zeigt, dass Heuchelei und fehlender Anstand nicht auf insulare Lage und Regenbogenpresse beschränkt ist.

Interessant ist vielleicht auch die Reaktionen der Gesellschaft zu hinterfragen: warum ist eine Sache, die man weiß, nicht der Rede wert, solange man sie nicht sieht? Warum kümmert es keinen, dass Kate Moss drogensüchtig ist, solange man nicht sieht, wie sie Drogen nimmt? Ähnliches ist Peter Doherty selbst zu Beginn des Jahres widerfahren: man musste schon unter einem Stein leben, um nicht zu wissen, dass Peter Drogen nimmt, doch Aufruhr und Skandal war erst galore entfacht, als „Dokumentarfilmer“ Max Carlish Peter beim Crack-Rauchen filmte und in Geldnot Abzüge an Sun und Daily Mirror verkaufte.

On a more positive note wurden erste Daten zum Babyshambles Album veröffentlicht. Das Album „Down In Albion“ wird am 14. November erscheinen, die dazugehörige Single „Albion“ einen Tag vor meinem Geburtstag am 28. November veröffentlicht. Nachdem letztes Jahr bereits „Killamangiro“ exakt an meinem Geburtstag herauskam, danke ich dem Babyshambles Team, immer rechtzeitig zu meinem Geburtstag Neues, Schönes, Großes in die Welt freizulassen - sozusagen wie meine Mutter vor nunmehr 29 Jahren.

„Albion“ nimmt in Libertines-Kreisen nahezu mythischen Rang ein. Erstmals auf den legendären Babyshambles-Session noch zu Libertines Zeiten aufgenommen („Albion 2“ ist die zu bevorzugende Version), galt es immer als eines der zartesten Doherty-Exemplare. Albion ist neben Arcady einer der beiden Referenzpunkte, um die Carl und vor allem Peter die Libertines-Welt aufbauten: das stolze Schiff Albion auf dem sie zum Landstrich Arcadia segeln wollten, dem Land der Libertines. Albion steht dabei für das alte England wie auch der Song ein traurig-romantizierendes Bild Englands zeichnet („Talk over Gin in teacups and leaves on the lawn / violence in bus stops and the pale thin girl with eyes forlorn“)

Eine akustische Version von Albion aus den oben erwähnten Babyshambles-Sessions der Libertines ist hier hier zu finden, wie die Bandversion klingen mag, darauf darf man gespannt sein – grundsätzlich ist von horrible bis wunderbar alles möglich… bis dahin erst einmal einen Gin im Teebecher, meine Freunde.

Nächste Woche munkeln wir uns dann dank wie immer gut unterrichteter Greise eine Tracklist zusammen, Albionista!

mp3: The Libertines - Albion2