"Vice" erreicht bei weitem nicht die Höhen, die Adam McKays Finanzcrash-Satire "The Big Short" noch so spielerisch erklommen hatte. Dabei ist die Art des Erzählens ähnlich wie in "Big Short": McKay nimmt die Intelligenz seiner Zuschauer gleichermaßen ernst wie er dennoch schnoddrig komplexe Zusammenhänge herunterbricht. Doch in "Vice" gelingt es McKay nie wirklich, seiner Hauptfigur nahezukommen. Das liegt nicht an Christian Bale, der Dick Cheney brillant spielt (viel besser beispielsweise als die Churchill-Gummimaskencharade, die Gary Oldham letztes Jahr den Oscar eingebracht hat) und komplett in diesem ruhigen Berg von einem Mann verschwindet. Aber McKay hat mir nie erklären können, wie aus dem Redneck-Säufer Cheney nun dieser ruhig-smarte, verschlagene Hintergrundstrippenzieher geworden ist. Oder warum Cheney überhaupt macht, was er denn nun macht - was ist denn sein Antrieb bei all dem? So flott der Film bei seiner langen Laufzeit auch erzählt ist und nie langweilig wird, springt mir das zu kurz bei einer Erzählung über eine echte Figur, die einen so großen Einfluß auf den Zustand der modernen Welt hatte.
Am Ende wirkt "Vice" wie eine verschenkte Gelegenheit, einen wichtigen Film über die vielleicht entscheidende politische Phase der Gegenwart zu machen, und bleibt stattdessen nur ein leidlich unterhaltsamer Politfilm, der nichts erzählt, was ein halbwegs interessierter Zuschauer nicht schon wüsste.
P.S.: Warum Sam Rockwell für einen guten Schauspieler gehalten wird, bleibt mir Film um Film ein Rätsel.
Zum P.S.: Vermutlich weil er in seiner Karriere schon ne ganz gute Bandbreite abgedeckt hat, und dabei meist überzeugt hat, nicht? Ich mag den sehr ...
Echt? Ich find den meistens so "one note". Zum Beispiel auch die Rolle in Three Billboards - das ist doch immer recht überzogen, so sehr "gespielt" eben.
Fand ich gut. Bei "The Big Short" hat mich die Erzählweise so genervt, dass ich ihn gar nicht zu Ende geschaut hatte, hier überhaupt nicht. Die Entwicklung vom Saufproll zum ruhigen Strippenzieher ist zwar nicht auserzählt, aber schon klar dargestellt: die Erfahrungen, die er bei seiner Arbeit im Weißen Haus mit Rumsfeld gesammelt hat, der Ehrgeiz der Ehefrau, das Streben nach Macht und Einfluss, der Wille, für sich und seine Klasse die Steuergesetze zu ändern, in die eigene Tasche wirtschaften zu können (Ölfelder im Irak) haben ihn zu dem gemacht. Super gespielt von allen. Gut, außer von Sam Rockwell, das war schon ganz schön drüber, andererseits kam er so G. W. Bush ganz schön nah.
Einer der Filme, bei denen es mir im Nachhinein leidgetan hat, ihn nicht abgebrochen zu haben.
Zu Sam Rockwell: Ich finde ihn in "A Single Shot" super und auch in "Moon". Ist mir bislang immer eher positiv schauspielerisch aufgefallen.
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Christian_alternakid am 12.02.2019 um 16:32 Uhr:
"Vice" erreicht bei weitem nicht die Höhen, die Adam McKays Finanzcrash-Satire "The Big Short" noch so spielerisch erklommen hatte. Dabei ist die Art des Erzählens ähnlich wie in "Big Short": McKay nimmt die Intelligenz seiner Zuschauer gleichermaßen ernst wie er dennoch schnoddrig komplexe Zusammenhänge herunterbricht. Doch in "Vice" gelingt es McKay nie wirklich, seiner Hauptfigur nahezukommen. Das liegt nicht an Christian Bale, der Dick Cheney brillant spielt (viel besser beispielsweise als die Churchill-Gummimaskencharade, die Gary Oldham letztes Jahr den Oscar eingebracht hat) und komplett in diesem ruhigen Berg von einem Mann verschwindet. Aber McKay hat mir nie erklären können, wie aus dem Redneck-Säufer Cheney nun dieser ruhig-smarte, verschlagene Hintergrundstrippenzieher geworden ist. Oder warum Cheney überhaupt macht, was er denn nun macht - was ist denn sein Antrieb bei all dem? So flott der Film bei seiner langen Laufzeit auch erzählt ist und nie langweilig wird, springt mir das zu kurz bei einer Erzählung über eine echte Figur, die einen so großen Einfluß auf den Zustand der modernen Welt hatte.Am Ende wirkt "Vice" wie eine verschenkte Gelegenheit, einen wichtigen Film über die vielleicht entscheidende politische Phase der Gegenwart zu machen, und bleibt stattdessen nur ein leidlich unterhaltsamer Politfilm, der nichts erzählt, was ein halbwegs interessierter Zuschauer nicht schon wüsste.
P.S.: Warum Sam Rockwell für einen guten Schauspieler gehalten wird, bleibt mir Film um Film ein Rätsel.
Basti am 15.02.2019 um 08:50 Uhr:
Zum P.S.: Vermutlich weil er in seiner Karriere schon ne ganz gute Bandbreite abgedeckt hat, und dabei meist überzeugt hat, nicht? Ich mag den sehr ...Christian_alternakid am 15.02.2019 um 15:23 Uhr:
Echt? Ich find den meistens so "one note". Zum Beispiel auch die Rolle in Three Billboards - das ist doch immer recht überzogen, so sehr "gespielt" eben.Bloody Mary am 09.03.2019 um 00:18 Uhr:
Fand ich gut. Bei "The Big Short" hat mich die Erzählweise so genervt, dass ich ihn gar nicht zu Ende geschaut hatte, hier überhaupt nicht. Die Entwicklung vom Saufproll zum ruhigen Strippenzieher ist zwar nicht auserzählt, aber schon klar dargestellt: die Erfahrungen, die er bei seiner Arbeit im Weißen Haus mit Rumsfeld gesammelt hat, der Ehrgeiz der Ehefrau, das Streben nach Macht und Einfluss, der Wille, für sich und seine Klasse die Steuergesetze zu ändern, in die eigene Tasche wirtschaften zu können (Ölfelder im Irak) haben ihn zu dem gemacht. Super gespielt von allen. Gut, außer von Sam Rockwell, das war schon ganz schön drüber, andererseits kam er so G. W. Bush ganz schön nah.babygirliegirl am 02.05.2021 um 23:09 Uhr:
Einer der Filme, bei denen es mir im Nachhinein leidgetan hat, ihn nicht abgebrochen zu haben.Zu Sam Rockwell: Ich finde ihn in "A Single Shot" super und auch in "Moon". Ist mir bislang immer eher positiv schauspielerisch aufgefallen.