Wie schon im Vorgängerfilm "Good Time" der Safdie Brüder wird hier der Hektik- und Stressfaktor auf allen Knöpfen hochgedreht: überlappende Schrei-Dialoge, mehr "Fucks" als in Scarface, ständiges Telefongebimmel, pulsig-knisternder Soundtrack von Daniel Lopatin (Oneohtrix Point Never), Gehetze von einem New York zum nächsten, Adam Sandler auf ADS. Hinzu kommt, dass die Safdies hier ihre Herangehensweise des Quasi-Dokumentarischem im Fiktionalen perfektionieren, so punktgenau in einer echten Bewegung und realen Welt ist diese Geschichte gefilmt, die dadurch einen erholsamen Eskapismus praktisch von selbst ausschließt.
Das ist natürlich anstrengend und ich bin mir auch wirklich nicht sicher, ob für die Erzähung wie Adam Sandlers Figur im Streben nach dem großen Win einen riesigen Clusterfuck produziert, ernsthaft 130 Minuten nötig gewesen wären. "Good Time" ist für mich die bessere Variante dieser Ausgangsposition (dort ist praktisch Robert Pattinson in dieser Rolle), da er erstens eine Fallhöhe statt einem gleichmäßigen Upgefucke produziert und Pattinsons Figur in "Good Time" wenigstens Ansätze zeigt, *warum* er all das macht - Sandlers Figur hier allerdings ein egomanes Arschloch mit 16 Karat plus ist, dessen Motivation sich bestenfalls als Pervertierung des Raubtierkapitalismus in der Mittelklasse lesen lässt.
Trotzdem hat "Uncut Gems" eine manische Intensität, die manchmal schwer zu ertragen, aber auch nicht zu verneinen ist. Was den Film dann doch das Stückchen besser als "interessant" macht, ist sein Ende, das so abrupt und überraschend und tragisch ist, dass es mich erwischt hat wie ich das in den 125 Minuten zuvor nicht gedacht hätte.
P.S.: wie man denken konnte, dass "Uncut Gems" Oscarmaterial wäre, ist mir wirklich schleierhaft. Dagegen war "Parasite" ein mundgerechtes Academy-Häppchen. Was nicht heißen soll, dass die Performance von Sandler nicht gut wäre: er ist hier abstoßend stark.
P.P.S.: Kevin Garnett spielt sich selbst und hat eine überraschend tragende Rolle, weit mehr als ein Cameo (The Weeknd dagegen mehr mit einem nicht sonderlich schmeichelhaftem Kurzauftritt)
(netflix)
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Christian_alternakid am 30.04.2020 um 09:18 Uhr:
Wie schon im Vorgängerfilm "Good Time" der Safdie Brüder wird hier der Hektik- und Stressfaktor auf allen Knöpfen hochgedreht: überlappende Schrei-Dialoge, mehr "Fucks" als in Scarface, ständiges Telefongebimmel, pulsig-knisternder Soundtrack von Daniel Lopatin (Oneohtrix Point Never), Gehetze von einem New York zum nächsten, Adam Sandler auf ADS. Hinzu kommt, dass die Safdies hier ihre Herangehensweise des Quasi-Dokumentarischem im Fiktionalen perfektionieren, so punktgenau in einer echten Bewegung und realen Welt ist diese Geschichte gefilmt, die dadurch einen erholsamen Eskapismus praktisch von selbst ausschließt.Das ist natürlich anstrengend und ich bin mir auch wirklich nicht sicher, ob für die Erzähung wie Adam Sandlers Figur im Streben nach dem großen Win einen riesigen Clusterfuck produziert, ernsthaft 130 Minuten nötig gewesen wären. "Good Time" ist für mich die bessere Variante dieser Ausgangsposition (dort ist praktisch Robert Pattinson in dieser Rolle), da er erstens eine Fallhöhe statt einem gleichmäßigen Upgefucke produziert und Pattinsons Figur in "Good Time" wenigstens Ansätze zeigt, *warum* er all das macht - Sandlers Figur hier allerdings ein egomanes Arschloch mit 16 Karat plus ist, dessen Motivation sich bestenfalls als Pervertierung des Raubtierkapitalismus in der Mittelklasse lesen lässt.
Trotzdem hat "Uncut Gems" eine manische Intensität, die manchmal schwer zu ertragen, aber auch nicht zu verneinen ist. Was den Film dann doch das Stückchen besser als "interessant" macht, ist sein Ende, das so abrupt und überraschend und tragisch ist, dass es mich erwischt hat wie ich das in den 125 Minuten zuvor nicht gedacht hätte.
P.S.: wie man denken konnte, dass "Uncut Gems" Oscarmaterial wäre, ist mir wirklich schleierhaft. Dagegen war "Parasite" ein mundgerechtes Academy-Häppchen. Was nicht heißen soll, dass die Performance von Sandler nicht gut wäre: er ist hier abstoßend stark.
P.P.S.: Kevin Garnett spielt sich selbst und hat eine überraschend tragende Rolle, weit mehr als ein Cameo (The Weeknd dagegen mehr mit einem nicht sonderlich schmeichelhaftem Kurzauftritt)
(netflix)