Mehr Kunstinstallation als Spielfilm und dennoch so einnehmend, dass ich über die komplette Spielzeit angespannt war. Glazer gelingt schon etwas erstaunliches: zunächst denkt man, dass "Zone Of Interest" im Grunde nach 20 Minuten seinen Punkt gemacht hat - das Leben der deutschen Nazis läuft im kleinbürgerlichen Sinn völlig normal ab, während hinter der Mauer das Grauen von Auschwitz regiert - und "Zone Of Interest" hat dem nichts mehr beizufügen. Doch die Doppelung, Verdreifachung, Vervielfachung dieses einen Punktes hämmert die Alltäglichkeit eben immer stärker in den Zuschauer und stellt ihn vor die Aufgabe, damit klar zu kommen.
Interessant fand ich zudem das Sounddesign, das ja praktisch Hauptdarsteller ist, da allein der Ton das Grauen greifbar macht, das nie zu sehen ist. Während man zu Beginn sich selbst beim Zuschauen noch ständig aktiv mit dem Grollen der Vernichtungsmaschine konfrontiert, nimmt man später diesen Sound kaum noch wahr. Glazer spiegelt damit auf den Zuschauer zurück, wie ein Einrichten neben dem Grauen möglich wird, wie der Verdrängungsmechanismus auch in jedem von uns funktioniert.
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Christian_alternakid am 10.05.2024 um 09:27 Uhr:
Mehr Kunstinstallation als Spielfilm und dennoch so einnehmend, dass ich über die komplette Spielzeit angespannt war. Glazer gelingt schon etwas erstaunliches: zunächst denkt man, dass "Zone Of Interest" im Grunde nach 20 Minuten seinen Punkt gemacht hat - das Leben der deutschen Nazis läuft im kleinbürgerlichen Sinn völlig normal ab, während hinter der Mauer das Grauen von Auschwitz regiert - und "Zone Of Interest" hat dem nichts mehr beizufügen. Doch die Doppelung, Verdreifachung, Vervielfachung dieses einen Punktes hämmert die Alltäglichkeit eben immer stärker in den Zuschauer und stellt ihn vor die Aufgabe, damit klar zu kommen.Interessant fand ich zudem das Sounddesign, das ja praktisch Hauptdarsteller ist, da allein der Ton das Grauen greifbar macht, das nie zu sehen ist. Während man zu Beginn sich selbst beim Zuschauen noch ständig aktiv mit dem Grollen der Vernichtungsmaschine konfrontiert, nimmt man später diesen Sound kaum noch wahr. Glazer spiegelt damit auf den Zuschauer zurück, wie ein Einrichten neben dem Grauen möglich wird, wie der Verdrängungsmechanismus auch in jedem von uns funktioniert.