Matrix Resurrections

Christian_alternakid am 02.01.2022 um 12:37 Uhr:

Einige Gedanken:
- Die erste halbe Stunde könnte nicht mehr Meta sein: eine Diskussion über den vierten Teil von Matrix (hier im Film existieren drei erste Matrix-Teile als Computerspiel) in einer Art Writer's Room Szene.
- Gefällt mir gut, wie Lana Wachowski hier die Hardcore-Fans einerseits vor den Kopf stößt, indem sie das monumentale Vermächtnis von Matrix einerseits ins Lächerliche zieht und auch deutlich zu erkennen gibt, dass dieser vierte Teil eine wirtschaftliche und keine künstlerische Notwendigkeit ist. Andererseits aber innerhalb des Matrix-Worldbuildings total schlüssig als Geschichte in der Geschichte in der Geschichte funktioniert und sich die Freiheiten, die die Matrix-Konstruktion gibt, auch freudig nimmt.
- Finde es schon etwas verstörend, wieviele Szenen aus den alten Filmen im neuen Matrix einfach zusätzlich noch eingespielt werden. Ist das eleganter als ein Off-Kommentar? Kann man die Zusammenhänge nicht auch anders verdeutlichen?
- Wer immer der Meinung war, die Neil Patrick Harris - Rolle wäre eine gute Idee, gehört in Bullet-Time ausgepeitscht. Der dämlichtste Endgegner der Geschichte.
- Während Neil Patrick Harris halt Neil Patrick Harris spielt, geht die Goldene Himbeere für schlechteste Performance des Jahres an Priyanka Chopra Jonas, die die erwachsene Sati spielt. So hölzern, dass sich daraus bestimmt ein schöner Bürotisch zimmern ließe.
- Überhaupt ihre Hauptszene! Da stehen Neo & Co um einen Brunnen und Sati erzählt den großen Heist, Wachowski schneidet kurz die entscheidenden Umsetzungen dagegen und fertig ist die Rettung. WTF? Geht's lazier?
- Es ist ja gut und schön, dass Lana keinen Film mit irrem Bodycount drehen möchte, aber Neo in die große Endschlacht zu schicken mit einer rein defensiven "Schutzschild"-Fähigkeit macht halt leider das Gegenteil eines aufregenden Kampfes oder Shoot-Outs. Das ist einfach wahnsinnig öde, wenn Keanu Reeves mit angestrengter Verstopfungs-Grimasse seine Hände hochhebt und daran CGI-Gegner abprallen.
- Insgesamt wirkt mir "Matrix: Resurrections" in Teilen zu bewusst uptodate gebracht. Weniger Gewalt, eine entscheidendere Rolle für Trinity, die mythische Überhöhung von Neo als White Saviour heruntergedimmt - das alles mag ja gesellschaftspolitisch irgendwie richtig sein, aber bringt es den Film voran?
- Abgesehen von Inhalt: was ist eigentlich mit dem Look des Films? Der erste Teil von "Matrix" war damals revolutionär und auch die beiden Folgeepisoden, so wenig überzeugend sie als Ganzes gewesen sein mögen, hatten atemberaubende Setpieces (die Highway-Szene dürfte immer noch zu den besten Auto-Sequenzen der Filmgeschichte gehören). Aber "Matrix: Resurrections" sieht aus, als hätte der SyFy-Sender endlich mal ein ordentliches Budget für einen schönen Fernsehfilm zusammenbekommen.
- Trotz aller Kritik langweilt "Matrix: Resurrections" nie und schaut sich gut weg, ist sicher smarter als Marvel & Co. Für sich genommen ein ordentliche Blockbuster mit einigen Schwächen, aber die Latte des ersten Teils wird deutlich gerissen.
- Das Ende habe ich ehrlich gesagt nicht mal wirklich kapiert. Das bewusste Leben in der Matrix? Anyone?