Der Film spielt ein paar Jahre nach der Ermordung von Bruces Waynes Eltern (10 Jahre? Wurde gesagt, hab nicht aufgepasst) und zwei Jahre nachdem er Batman wurde. Aus "Batman vs. Superman" geht hervor, dass die Eltern 1981 gestorben sind, also könnte man meinen, der Batman in diesem Film ist um die 20 und lebt in den 90ern, was das prominent platzierte "Something in the way" von Nirvana, ein bisschen auch die Mode, die jugendlichere Statur von Robert Pattinson und anderes unterstreichen, man ja aber trotzdem diese Filmreihen nicht aufeinander beziehen und man das ganze Szenario eher als zeitlose Dystopie mit realen Anleihen betrachten sollte. Dadurch wirkt alles aber auch etwas unstringent, es jetzt 90er mit 90er Technologie, oder doch das Smartphone- und Social-Media-Zeitalter? Eine unterm Strich betrachtet doch sehr simple Story wird wieder mal durch zigfaches Hin- und Herspringen versucht, spannender zu machen, was meiner Meinung nach wieder mal nicht gelingt, leider. Wenige, dafür lange und irgendwie unpassende Action-Szenen und Leute, die eigentlich tot sein müssten, aber doch aus unbekannten Gründen noch am Leben sind sind weitere Anzeichen dafür, dass man sich mit dem Drehbuch nicht so viel Mühe gegeben hat. An sich fand ich die Idee, diesen quasi Teenie-Abschnitt von Batmans Dasein zu verfilmen nicht schlecht, aber halt nicht so gut gemacht. Und wer den Batman gerne batzig mag, wird von dem Twilight-Vampirchen auch enttäuscht sein.
Ah so: die Geschichte von Catwoman ist eine ganz andere, als die, die wir kennen, das fand ich irgendwie schade, weil die Geschichte aus dem alten Film mit Michelle Pfeiffer einfach zu gut war. Warum man jetzt ausgerechnet Colin Farrell für seine Rolle hernehmen musste, ist mir auch völlig unklar. Und dass das, was bei "Joker" noch so cool war, dass er eine Ausgeburt der Umstände in Gotham ist, hier in diesem Film quasi auf alle Figuren angewendet wird, ist zwar nicht ganz unlogisch, macht alles aber auch etwas beliebig.
Na, für deine Kritik ist die Bewertung aber recht ordentlich, das klingt ja eher wie 3/10.
Ich habe jetzt nicht das Rieseninteresse an dem Film, aber was macht ihn denn trotzdem okay? Gute Optik/Effekte? Wobei mich ja gerade die ganze Action-Scheiße noch weniger kickst als die 97. Batman-Neuauflage.
Also ich bin da klar mehr auf der Seite von Bloody Marys Bewertung als der Beschreibung ;)
"The Batman" ist ein ziemlich erstaunlicher Neustart einer alten Geschichte. Mit Ausnahme von Todd Phillips' "Joker" und den grundsätzlich bereits in Alan Moores Graphic Novel so angelegten "Watchmen" ist noch keine Comic-Verfilmung so weit in die reale Welt transferiert worden. Im ganzen Film existieren nur zwei, drei "unmögliche" Momente überhaupt (sieht man davon ab, dass *niemand* mit einem Anzug, der dicker ist als die Winterreifen vom Michelin-Männchen, Martial Arts performen könnte) und die wenigen Actionszenen sind unsuperheldenhaft inszeniert wie nur möglich. Selbst das große Action-Set-Piece einer Auto-Verfolgungsjagd zwischen Batman und dem Pinguin ist hauptsächlich im Close-Up in düsterster Nacht gefilmt. Weiter von der CGI-quietschenden Marvelwelt kann ein "Superheldenfilm" nicht entfernt sein.
Matt Reeves' "The Batman" ist wie ein von David Fincher inszenierter Film Noir: ein Detektivroman über eine allumfassende Verschwörung, gefilmt in der ewigen, regnerischen Nacht von "Sieben", mit der Aktenwühlerei von "Zodiac". Bilder, Score und Besetzung sind stark: Robert Pattinson gibt seinem nirvanahörenden Trent-Reznor-Lookalike Bruce Wayne eine existentialistische Verzweiflung, die in Batman natürlich immer angelegt, aber nie richtig in die glänzende Superheldenwelt der Filme eingezogen war. Selbst die Bösewichter-Riege ist in der Realität grundiert: Paul Dano spielt das schlüssige, ebenso gebrochene Gegenstück zu Pattinsons Batman, John Turturro brilliert mit einer distinguierten Mafiaboss-Härte und selbst Colin Farrell (im Robert De Niro - Fatsuit) ist nur ein glitschig-verschlagener Nachtclub-Boss, der eben einfach den Spitznamen "Pinguin" trägt.
Schade nur, dass "The Batman" seinem eigenen Konzept nicht ganz traut und nach zwei Stunden langsam beginnt, die düstere moody Bastards - Welt des hermetischen Detektivromans aufzubrechen. Weder ist mir das Endgame des Riddlers wiklich klar geworden, noch hätte ich die Andeutungen für weitere Episoden (Joker! Wer sonst?) benötigt und wirkt vor allem Batmans schlussendlicher Tritt ins Licht als Lebensretter statt als Rächer der Nacht schlüssig. Hier droht das enorme Pathos des Films ins selbstparodistische zu kippen (ich musste oft an den "New Yorker"-Comic mit Batman, sinnierend am Fenster, denken: "Memoir, Chapter 1: At times, I think I may have never fully gotten over the death of my parents...").
Aber dennoch ist dieser dreistündige Ritt durch Gotham City eine der allerbesten Comic-Verfilmungen überhaupt, ein dringend nötiger Kontrapunkt zur derzeitigen Blockbusterwelt und vor allem ein Film, für all jene, die vor Superheldenfilmen jeder Couleur sonst schreiend reißaus nehmen.
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Bloody Mary am 07.03.2022 um 17:49 Uhr:
Der Film spielt ein paar Jahre nach der Ermordung von Bruces Waynes Eltern (10 Jahre? Wurde gesagt, hab nicht aufgepasst) und zwei Jahre nachdem er Batman wurde. Aus "Batman vs. Superman" geht hervor, dass die Eltern 1981 gestorben sind, also könnte man meinen, der Batman in diesem Film ist um die 20 und lebt in den 90ern, was das prominent platzierte "Something in the way" von Nirvana, ein bisschen auch die Mode, die jugendlichere Statur von Robert Pattinson und anderes unterstreichen, man ja aber trotzdem diese Filmreihen nicht aufeinander beziehen und man das ganze Szenario eher als zeitlose Dystopie mit realen Anleihen betrachten sollte. Dadurch wirkt alles aber auch etwas unstringent, es jetzt 90er mit 90er Technologie, oder doch das Smartphone- und Social-Media-Zeitalter? Eine unterm Strich betrachtet doch sehr simple Story wird wieder mal durch zigfaches Hin- und Herspringen versucht, spannender zu machen, was meiner Meinung nach wieder mal nicht gelingt, leider. Wenige, dafür lange und irgendwie unpassende Action-Szenen und Leute, die eigentlich tot sein müssten, aber doch aus unbekannten Gründen noch am Leben sind sind weitere Anzeichen dafür, dass man sich mit dem Drehbuch nicht so viel Mühe gegeben hat. An sich fand ich die Idee, diesen quasi Teenie-Abschnitt von Batmans Dasein zu verfilmen nicht schlecht, aber halt nicht so gut gemacht. Und wer den Batman gerne batzig mag, wird von dem Twilight-Vampirchen auch enttäuscht sein.Bloody Mary am 07.03.2022 um 18:00 Uhr:
Ah so: die Geschichte von Catwoman ist eine ganz andere, als die, die wir kennen, das fand ich irgendwie schade, weil die Geschichte aus dem alten Film mit Michelle Pfeiffer einfach zu gut war. Warum man jetzt ausgerechnet Colin Farrell für seine Rolle hernehmen musste, ist mir auch völlig unklar. Und dass das, was bei "Joker" noch so cool war, dass er eine Ausgeburt der Umstände in Gotham ist, hier in diesem Film quasi auf alle Figuren angewendet wird, ist zwar nicht ganz unlogisch, macht alles aber auch etwas beliebig.motorhorst am 08.03.2022 um 08:47 Uhr:
Na, für deine Kritik ist die Bewertung aber recht ordentlich, das klingt ja eher wie 3/10.Ich habe jetzt nicht das Rieseninteresse an dem Film, aber was macht ihn denn trotzdem okay? Gute Optik/Effekte? Wobei mich ja gerade die ganze Action-Scheiße noch weniger kickst als die 97. Batman-Neuauflage.
Christian_alternakid am 09.03.2022 um 09:48 Uhr:
Also ich bin da klar mehr auf der Seite von Bloody Marys Bewertung als der Beschreibung ;)"The Batman" ist ein ziemlich erstaunlicher Neustart einer alten Geschichte. Mit Ausnahme von Todd Phillips' "Joker" und den grundsätzlich bereits in Alan Moores Graphic Novel so angelegten "Watchmen" ist noch keine Comic-Verfilmung so weit in die reale Welt transferiert worden. Im ganzen Film existieren nur zwei, drei "unmögliche" Momente überhaupt (sieht man davon ab, dass *niemand* mit einem Anzug, der dicker ist als die Winterreifen vom Michelin-Männchen, Martial Arts performen könnte) und die wenigen Actionszenen sind unsuperheldenhaft inszeniert wie nur möglich. Selbst das große Action-Set-Piece einer Auto-Verfolgungsjagd zwischen Batman und dem Pinguin ist hauptsächlich im Close-Up in düsterster Nacht gefilmt. Weiter von der CGI-quietschenden Marvelwelt kann ein "Superheldenfilm" nicht entfernt sein.
Matt Reeves' "The Batman" ist wie ein von David Fincher inszenierter Film Noir: ein Detektivroman über eine allumfassende Verschwörung, gefilmt in der ewigen, regnerischen Nacht von "Sieben", mit der Aktenwühlerei von "Zodiac". Bilder, Score und Besetzung sind stark: Robert Pattinson gibt seinem nirvanahörenden Trent-Reznor-Lookalike Bruce Wayne eine existentialistische Verzweiflung, die in Batman natürlich immer angelegt, aber nie richtig in die glänzende Superheldenwelt der Filme eingezogen war. Selbst die Bösewichter-Riege ist in der Realität grundiert: Paul Dano spielt das schlüssige, ebenso gebrochene Gegenstück zu Pattinsons Batman, John Turturro brilliert mit einer distinguierten Mafiaboss-Härte und selbst Colin Farrell (im Robert De Niro - Fatsuit) ist nur ein glitschig-verschlagener Nachtclub-Boss, der eben einfach den Spitznamen "Pinguin" trägt.
Schade nur, dass "The Batman" seinem eigenen Konzept nicht ganz traut und nach zwei Stunden langsam beginnt, die düstere moody Bastards - Welt des hermetischen Detektivromans aufzubrechen. Weder ist mir das Endgame des Riddlers wiklich klar geworden, noch hätte ich die Andeutungen für weitere Episoden (Joker! Wer sonst?) benötigt und wirkt vor allem Batmans schlussendlicher Tritt ins Licht als Lebensretter statt als Rächer der Nacht schlüssig. Hier droht das enorme Pathos des Films ins selbstparodistische zu kippen (ich musste oft an den "New Yorker"-Comic mit Batman, sinnierend am Fenster, denken: "Memoir, Chapter 1: At times, I think I may have never fully gotten over the death of my parents...").
Aber dennoch ist dieser dreistündige Ritt durch Gotham City eine der allerbesten Comic-Verfilmungen überhaupt, ein dringend nötiger Kontrapunkt zur derzeitigen Blockbusterwelt und vor allem ein Film, für all jene, die vor Superheldenfilmen jeder Couleur sonst schreiend reißaus nehmen.