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Please Kill Me: The Uncensored Oral History of Punk


Buch
1996
Bewertung
mh-Community
8,7
Schlagworte
Oral History
Punk

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Themengruppen

Autor Typ mh
Legs McNeil Person
Gillian McCain Person

Gelesen von


Christian_alternakid
10
10.05.2012

motorhorst
7
13.11.2014

Erdjohann
9
24.08.2020

Befindet sich in der Sammlung von

Auf der Leseliste von

keinem Motorjugendlichen. Hallo, wie das?

Kommentare

9

Erdjohann am 06.09.2020 um 22:32 Uhr:

Eigentlich sind 9 Punkte ja zuwenig, da das hier ja den Urknall des Oral History-Genres darstellt. Interviews mit wirklich allen Protagonist*innen, liest sich wie ein Thriller (ich übertreibe) und hat zumindest mir erstmals die Zusammenhänge und gegenseitige Befruchtung von Warhols Factory, Glam, US- und UK-Punk vor Augen geführt. Das ist oft schmierig, selbstzerstörerisch und rücksichtslos hedonistisch, aber eben auch kein Kinderpunk. Und trotzdem schön, wenn so halb nebenbei herauskommt, dass alles eigentlich ein Witz war, der dann von den Sex Pistols und dem Rest der Popkultur ernst genommen wurde.
10

Christian_alternakid am 03.02.2023 um 11:51 Uhr:

Das beste und wichtigste Musikbuch Deutschlands, Jürgen Teipels „Verschwende Deine Jugend“, gäbe es nicht ohne Please Kill Me, das in Interviewschnipsel,
cut&paste-technik, den amerikanischen underground beleuchtet. Das allein wäre schon Grund genug, Legs McNeil für „Please Kill Me“ mit dornenreichen Rosen
zu huldigen, doch wirklich einmalig ist der durchweg gelungene Versuch, die roots von Punk aufzuhellen, die Entwicklung zum Zenit hin stringent darzustellen, dabei das Gefühl „this is soo now“ zu zeigen und auch das traurige Ende nicht auszusparen.

Keine Feier des Nihilismus, keine Party von boring old farts, die uns erzählen wollen ,früher war alles besser, früher war alles gut’, sondern das Eindrucksvolle
des Elans des Jetzt, des etwas erreichen, des verändern Wollens. Wie es sich für die Achterbahnfahrt, die Punk immer war, aber auch ziemt, scheut sich Legs
McNeil nicht, uns auf die lange Fahrt nach unten in unverminderter Geschwindigkeit mitzunehmen. Du sagtest schneller, schneller, schneller.

Dabei werden gleich sechs, sieben verschiedene, aufeinander folgende Szenen beleuchtet, die jeweils für sich Zentren bilden und gleichzeitig doch Brückenköpfe zu den anderen Szenen darstellen: beginnend mit Warhols Factory und natürlich Velvet Underground (Lou Reed wird im Glossar einfach nur mit The Godfather of Punk beschrieben) geht es nach Detroit, um dort MC5 und The Stooges zu sehen, wieder nach New York zurück, um die Geburt der New York Dolls zu erleben, die den Glamour von Warhols Factory mit der streettoughness von Iggy & The Stooges verbinden, darauffolgend Patti Smiths Wandlung von Poetin zur zentralen Figur des rocknroll zu verfolgen, wobei im vorübergehen noch Jimmy Caroll & William Burroughs ins kalte Punk-Wasser geworfen werden, die Geburt von Television zu betrachten, dabei mit einem Auge dem Gesicht des Punkrock, Richard Hell, zu folgen, der Gründer von gleich drei legendären US-Punk-Bands (Television, The Heartbreakers, Richard Hell & The Voidoids) war - nicht ohne vergessen zu erzählen, wie Television eigenhändig die Bühne im Mekka des Punk, im CBGB, aufbauten, auf der wenige Wochen später die Ramones die Musik für immer verändern werden - die dazugezogenen Bands wie die Dead Boys und The Dictators mit erstaunlich großer Aufmerksamkeit zu behandeln, von der Entstehung des ersten Fanzines überhaupt namens Punk zu erzählen (das im übrigen der Namensgeber für die Musikrichtung war und
nicht andersherum. Die Bezeichnung „Punk“ wiederum ist eine Referenz an William Burroughs), von ersten Ausflügen nach England zu berichten (zunächst die
New York Dolls, dann die Ramones, dann Johnny Thunders & The Heartbreakers. Thunders’ New York Dolls Nachfolgeband war auf der legendären Anarchy In The UK tour mit den Sex Pistols, The Clash und The Damned unterwegs, bei der nicht einmal ein drittel der Konzerte gespielt werden konnte, weil kaum eine Stadt die Sex Pistols überhaupt noch über ihre Ortsgrenzen ließ) sowie natürlich auch die letzte Tour, das letzte Konzert der Pistols im Winterland in San Francisco zu beleuchten und dann vom endgültigen Niedergang Sid Vicious’ wiederum aus New York zu erzählen.

OD‘ed, Mord (oder doch Raub?) und noch einmal zuviel Heroin, tot. Ever get the feeling you’ve been cheated?
Auch das tragische Ende anderer figureheads wird nicht ausgespart: der Sohn von Alain Delon & Nico, Ari Delon, erzählt vom Tod seiner Mutter, der Dead Boys Sänger kommt in Paris um, Blondie Roadies kommen wegen Mord, Wayne Kramer von den MC5 dagegen wegen Drogenhandels im großen Stil ins Gefängnis, Johnny Thunders wird unter mysteriösen Umständen tot in New Orleans aufgefunden - ihr seht: alles was das leben bieten kann, die höchsten Höhen, die tiefsten Tiefen. Alles in diesem Buch. All das wird in Originalstimmen von Lou Reed, Dee Dee Ramone, Iggy Pop, Jimmy Caroll, Patti Smith, Johnny Thunders, Andy Warhol, William Burroughs Richard Hell und vielen anderen erzählt. Hier ist so viel Dekadenz, Herzblut, Wille zur Veränderung, Style, Rock’n’Roll, Attitude, Aufbegehren, Drogen, Alkohol, Sex, Liebe und Tod
enthalten, dass jede einzelne Seite eine Offenbarung ist.
Nimmt man jetzt noch hinzu, dass das Buch von absurden, urkomischen Anekdoten nur so wimmelt und seitenweise Oneliner bereithält, dann kann man
Please Kill Me nur noch aus höchster Bewunderung zu einem der besten Bücher ever küren.

L.A. Weekly: „Please Kill Me does for The Ramones what the disciples did for Jesus“


(aus meinem Review für das Pittiplatsch Fanzine, Juni 2005)
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Bloody Mary am 10.02.2023 um 02:10 Uhr:

Das Buch hab ich seit 10-15 Jahren, seit Kauf hab ich es in den ersten ca. 5 Jahren jedes Jahr im Freibad weiter gelesen (neben anderen), bin jetzt bei gut über einem Drittel. Find´s schwer, da am Ball zu bleiben, andererseits kommt man durch die Interview-Ausschnitthaftigkeit auch jederzeit wieder rein. Muss mal wieder weiter lesen, das gelb-pinke-Cover ist schon total ausgebleicht. Sind wohl auch viel zu viele Details für mich und zu lang. Sooo sehr interessiert´s mich dann auch nicht.



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