Judas and the Black Messiah

Christian_alternakid am 26.11.2021 um 00:59 Uhr:

"Judas and the Black Messiah" ist das Beispiel eines Films, dessen (reale) Story viel zu stark ist, als dass seine Verfilmung nicht durchgängig packend sein könnte, aber andererseits ständig wie eine verschenkte Gelegenheit wirkt, dieser Geschichte ihre angemessene filmische Entsprechung zu geben.

Das staatliche Attentat auf Fred Hampton, den Führer der Black Panther, ist sicherlich einer der größten Skandale der amerikanischen Geschichte. Selbst die unglaublichsten Volten in "Judas and the Black Messiah" sind wahr wie die Verhaftung Hamptons unter dem Vorwand, er habe Eiscreme im Wert von 71 Dollar gestohlen, wofür er tatsächlich mehrere Jahre Gefängnis aufgebrummt bekam. Und natürlich ist der Ansatz der Black Panther mit ihrer proletarischen Revolution und ihrem utopistischen Militärchic weit mehr als eine Bewegung, die sich gegen die rassistische Unterdrückung wehren will.

Das alles streift "Judas and the Black Messiah" durchaus, aber schafft es kaum, die Biopic-Restriktionen zu sprengen und dafür Bilder zu finden, die eine tiefere Wirkung hinterlassen. Dabei ist die Grundanlage durchaus gut, sieht sie doch von einem reinen Fred Hampton - Biopic ab und erzählt stattdessen die - wahre! - Geschichte der Unterwanderung der Black Panther durch einen FBI Spitzel, dessen wachsende Faszination mit Hampton und den Anliegen der Black Panther für Gewissensbisse sorgt. Nur bleibt diese parallele Erzählung zu bieder, um Fred Hampton gerecht zu werden.

Mitreissender und verstörender war für mich hier beispielsweise die zeitgenössische Dokumentation "The Murder of Fred Hampton" (1971).