Irgendwie hätte man sich da bei Fincher mehr erwartet oder? Ist jetzt keinesfalls ein schlechter Film, aber schon auch einfach zu lang (wobei er gegen Ende besser wird). Zweieinhalb Stunden für so eine Geschichte braucht's halt wirklich nicht.
Ich hatte auch bei Zodiac so ein Gefühl, als ich damals aus dem Kino kam, das hat sich aber etwas gedreht, das ist durchaus ein Film, den man öfter mal anschauen kann und der auch wächst. Da bezweifle ich den selben Effekt. Auch etwas schade, dass Trent Reznor immer wieder den selben Soundtrack macht, aber wenn es immer wieder zu Oscar-Nominierungen oder klar Siegen reicht, kann man wohl schwer was sagen.
Aber wie Du schreibst: Kein schlechter Film. Nur ein sehr langer Film (bei dem ich mich aber jetzt nicht gelangweilt habe, es stellt sich halt nur am Ende die Frage, ob der Aufwand nötig war).
Schlimm auch, dass jemand wie Neil Partrick Harris es sich im Prinzip schenken kann, noch irgendwelche Filme zu machen. Selbst als man nur sein Foto sah, bekam das halbe Kino Erstickungsanfälle und Lachkrämpfe, weil "den kenn ich! Das ist doch der Dings....äh...aus der Serie.....". Und das obwohl er seine Sache sehr gut und un-barney gemacht hat.
Bei Zodiac ging es mir komplett anders. Den fand ich beim ersten mal sehen schon großartig. Dass sich Gone Girl mal noch so entwickelt halte ich für unwahrscheinlich. Ich hätte mir aufgrund von David Fincher etwas mehr erwartet, und aufgrund der Tatsache, dass die Autorin vorher behauptet hat, sie hätte das komplette letzte Drittel neu geschrieben. Was einfach nicht stimmt. Hab mich auch nie gelangweilt gefühlt, aber es hätte mir besser gefallen, wenn das Team aus Gone Girl nen Thriller gemacht hätte. Als Drama funktioniert das imho nicht immer. Zumal die Storyline nicht sonderlich überraschend kommt. Das ist ja schon alles recht nachvollziehbar. Bis auf die Einbindung der Neil Patrick Harris - Figur vielleicht.
Ja, Zodiac fand ich auch schon beim ersten Schauen sehr fesselnd. Und auch ganz großartig gefilmt wie gespielt.
Ich finde, dass Gone Girl weder ein Thriller noch ein Drama sein will - sondern eher eine Groteske, deshalb musste ich in der zweiten Hälfte auch andauernd an "Rosenkrieg" denken. So als theoretisches Konstrukt find ich das auch gar nicht schlecht, also eine Antithese zum üblichen Hollywood RomCom-Ding zu formulieren, nach dem Happy End (boy meets girl, boy gets girl) das böse Ende weiterdenken und der romantischen Liebe eine Bankrotterklärung auszustellen, aber so richtig überzeugend ist es dann nicht. Der Film glaubt auch cleverer zu sein als er ist. So arg überraschend ist das ja alles dann auch wieder nicht.
Bei der Neil Patrick Harris Figur hatte ich übrigens das gleiche Problem, das du, Basti, mal für Chained beschrieben hast: dass man eine anfangs nur gestreifte Figur so prominent besetzt, dass halt klar ist, dass der später noch mal eine größere Rolle spielen wird. Gibt's dafür eigentlich einen Fachausdruck für das Phänomen?
Habe auch gerade mal meine eigenen Wertungen nachgeschaut: wenn ich Social Network (8) als Ausreißer nach oben herausrechne, dann hat Fincher jetzt doch seit Zodiac (8) eben mehr so okaye, handwerklich zweifellos tolle, aber doch eher uninspirierte Filme gedreht (Benjamin Button (5), Dragon Tatto (6), Gone Girl (6) - und meinetwegen kann man da auch noch House Of Cards (7) mit reinrechnen).
Das mit Neil Patrick Harris verstehe ich. Allerdings kam es mir auch unabhängig von der Besetzung bei der Figur schon absurd vor, wenn sie nicht mehr aufgetaucht wäre. Für die andere tatsächliche Mini-Rolle wurde ja Scoot McNairy gecastet. Hätte also schon sein können. Ob es einen eigenen Begriff dafür gibt? Fehlbesetzung! ;) Weiß ich nicht, aber es ist ja letztendlich eine pervertierte - weil ungewollte - Form des Foreshadowing, oder nicht?
House of Cards (hab ich immer noch nur die erste Season gesehen) fand ich besser. Aber Finchers letzte Werke hatten auch fast alle mit einem nur okayen Script zu kämpfen, finde ich.
Das wäre zumindest eine Erklärung, warum Social Network dann doch deutlich besser war als die anderen Fincher der jüngsten Vergangenheit: das Drehbuch hatte Aaron Sorkin geschrieben.
Gerade mal nachgeguckt: Social Network ist hier ja erstaunlich schwach bewertet (außer von uns beiden, Basti!)
Social Network muss ich auch unbedingt noch mal sehen, da ich nach dem ersten Mal den Hype einfach nicht verstehen konnte. Die ganze Computerscheiße ist in dem Film übrigens sehr gut in Bezug auf Realismus dargestellt, das fand ich schon außergewöhnlich.
Folglich hat Fincher bei mir auch einen etwas geringeren Stellenwert, da ich in House Of Cards nur mal kurz reingeschaut habe und den noch nicht werte und sonst seit Zodiac (hat ja selbst bei mir 7 bekommen, sehe ich gerade) nur noch mittelmäßiges rauskam (mit dem absoluten Tiefpunkt Benjamin Button). So etwas wiegt natürlich immer schwerer, wenn vorher so viel sehr gutes (Sieben, Fight Club, Alien 3) geboten war.
Ähnliches gilt ja leider auch für Christopher Nolan, der von mir zwar durchgehend 7-8 Punkte kriegt, wo z.B. Memento aber viel mehr versprochen hat (Ok, ist schon sehr fies, bei einer Durchschnittswertung von 7,4 bei 7 Filmen, aber subjektiv bin ich von Nolan ingesamt etwas enttäuscht).
"Social Network" fand ich total "blutleer". Die Hauptfigur war öde, die Nebendarsteller wenig überzeugend, die Story war aber schon okay. Als fiktionaler Roman hätte es mir vllt. noch gefallen, obwohl ich es erst gar nicht gelesen hätte. Was mir bei den "frühen" Fincher-Filmen so gefallen hat, war, dass die Protagonisten einer Situation machtlos gegenüber stehen & daran fast wahnsinnig werden (ich liebe "The Game"). Das fehlt mir bei "The Social Network", bin gespannt auf "Gone Girl".
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Christian_alternakid am 06.10.2014 um 09:33 Uhr:
Irgendwie hätte man sich da bei Fincher mehr erwartet oder? Ist jetzt keinesfalls ein schlechter Film, aber schon auch einfach zu lang (wobei er gegen Ende besser wird). Zweieinhalb Stunden für so eine Geschichte braucht's halt wirklich nicht.Kam mir ein wenig vor wie "Rosenkrieg" reloaded.
motorhorst am 06.10.2014 um 12:29 Uhr:
Genau meine Gedanken.Ich hatte auch bei Zodiac so ein Gefühl, als ich damals aus dem Kino kam, das hat sich aber etwas gedreht, das ist durchaus ein Film, den man öfter mal anschauen kann und der auch wächst. Da bezweifle ich den selben Effekt. Auch etwas schade, dass Trent Reznor immer wieder den selben Soundtrack macht, aber wenn es immer wieder zu Oscar-Nominierungen oder klar Siegen reicht, kann man wohl schwer was sagen.
Aber wie Du schreibst: Kein schlechter Film. Nur ein sehr langer Film (bei dem ich mich aber jetzt nicht gelangweilt habe, es stellt sich halt nur am Ende die Frage, ob der Aufwand nötig war).
Schlimm auch, dass jemand wie Neil Partrick Harris es sich im Prinzip schenken kann, noch irgendwelche Filme zu machen. Selbst als man nur sein Foto sah, bekam das halbe Kino Erstickungsanfälle und Lachkrämpfe, weil "den kenn ich! Das ist doch der Dings....äh...aus der Serie.....". Und das obwohl er seine Sache sehr gut und un-barney gemacht hat.
Christian_alternakid am 06.10.2014 um 13:23 Uhr:
Ja, dass ich an die Barney-Figur denken musste, ging sogar mir so, obwohl ich How I Met Your Mother nicht mal schaue...Basti am 07.10.2014 um 08:46 Uhr:
Bei Zodiac ging es mir komplett anders. Den fand ich beim ersten mal sehen schon großartig. Dass sich Gone Girl mal noch so entwickelt halte ich für unwahrscheinlich. Ich hätte mir aufgrund von David Fincher etwas mehr erwartet, und aufgrund der Tatsache, dass die Autorin vorher behauptet hat, sie hätte das komplette letzte Drittel neu geschrieben. Was einfach nicht stimmt. Hab mich auch nie gelangweilt gefühlt, aber es hätte mir besser gefallen, wenn das Team aus Gone Girl nen Thriller gemacht hätte. Als Drama funktioniert das imho nicht immer. Zumal die Storyline nicht sonderlich überraschend kommt. Das ist ja schon alles recht nachvollziehbar. Bis auf die Einbindung der Neil Patrick Harris - Figur vielleicht.Christian_alternakid am 07.10.2014 um 09:35 Uhr:
Ja, Zodiac fand ich auch schon beim ersten Schauen sehr fesselnd. Und auch ganz großartig gefilmt wie gespielt.Ich finde, dass Gone Girl weder ein Thriller noch ein Drama sein will - sondern eher eine Groteske, deshalb musste ich in der zweiten Hälfte auch andauernd an "Rosenkrieg" denken. So als theoretisches Konstrukt find ich das auch gar nicht schlecht, also eine Antithese zum üblichen Hollywood RomCom-Ding zu formulieren, nach dem Happy End (boy meets girl, boy gets girl) das böse Ende weiterdenken und der romantischen Liebe eine Bankrotterklärung auszustellen, aber so richtig überzeugend ist es dann nicht. Der Film glaubt auch cleverer zu sein als er ist. So arg überraschend ist das ja alles dann auch wieder nicht.
Bei der Neil Patrick Harris Figur hatte ich übrigens das gleiche Problem, das du, Basti, mal für Chained beschrieben hast: dass man eine anfangs nur gestreifte Figur so prominent besetzt, dass halt klar ist, dass der später noch mal eine größere Rolle spielen wird. Gibt's dafür eigentlich einen Fachausdruck für das Phänomen?
Habe auch gerade mal meine eigenen Wertungen nachgeschaut: wenn ich Social Network (8) als Ausreißer nach oben herausrechne, dann hat Fincher jetzt doch seit Zodiac (8) eben mehr so okaye, handwerklich zweifellos tolle, aber doch eher uninspirierte Filme gedreht (Benjamin Button (5), Dragon Tatto (6), Gone Girl (6) - und meinetwegen kann man da auch noch House Of Cards (7) mit reinrechnen).
Eigentlich kann er mehr.
Basti am 07.10.2014 um 14:34 Uhr:
Ja, Groteske trifft es vermutlich am besten.Das mit Neil Patrick Harris verstehe ich. Allerdings kam es mir auch unabhängig von der Besetzung bei der Figur schon absurd vor, wenn sie nicht mehr aufgetaucht wäre. Für die andere tatsächliche Mini-Rolle wurde ja Scoot McNairy gecastet. Hätte also schon sein können. Ob es einen eigenen Begriff dafür gibt? Fehlbesetzung! ;) Weiß ich nicht, aber es ist ja letztendlich eine pervertierte - weil ungewollte - Form des Foreshadowing, oder nicht?
House of Cards (hab ich immer noch nur die erste Season gesehen) fand ich besser. Aber Finchers letzte Werke hatten auch fast alle mit einem nur okayen Script zu kämpfen, finde ich.
Christian_alternakid am 07.10.2014 um 15:38 Uhr:
Das wäre zumindest eine Erklärung, warum Social Network dann doch deutlich besser war als die anderen Fincher der jüngsten Vergangenheit: das Drehbuch hatte Aaron Sorkin geschrieben.Gerade mal nachgeguckt: Social Network ist hier ja erstaunlich schwach bewertet (außer von uns beiden, Basti!)
motorhorst am 08.10.2014 um 07:24 Uhr:
Social Network muss ich auch unbedingt noch mal sehen, da ich nach dem ersten Mal den Hype einfach nicht verstehen konnte. Die ganze Computerscheiße ist in dem Film übrigens sehr gut in Bezug auf Realismus dargestellt, das fand ich schon außergewöhnlich.Folglich hat Fincher bei mir auch einen etwas geringeren Stellenwert, da ich in House Of Cards nur mal kurz reingeschaut habe und den noch nicht werte und sonst seit Zodiac (hat ja selbst bei mir 7 bekommen, sehe ich gerade) nur noch mittelmäßiges rauskam (mit dem absoluten Tiefpunkt Benjamin Button). So etwas wiegt natürlich immer schwerer, wenn vorher so viel sehr gutes (Sieben, Fight Club, Alien 3) geboten war.
Ähnliches gilt ja leider auch für Christopher Nolan, der von mir zwar durchgehend 7-8 Punkte kriegt, wo z.B. Memento aber viel mehr versprochen hat (Ok, ist schon sehr fies, bei einer Durchschnittswertung von 7,4 bei 7 Filmen, aber subjektiv bin ich von Nolan ingesamt etwas enttäuscht).
Basti am 08.10.2014 um 08:09 Uhr:
Ja, das alte Dilemma der Erwartungshaltung. Dem kann man sich kaum verwehren ...babygirliegirl am 10.10.2014 um 00:43 Uhr:
"Social Network" fand ich total "blutleer". Die Hauptfigur war öde, die Nebendarsteller wenig überzeugend, die Story war aber schon okay. Als fiktionaler Roman hätte es mir vllt. noch gefallen, obwohl ich es erst gar nicht gelesen hätte. Was mir bei den "frühen" Fincher-Filmen so gefallen hat, war, dass die Protagonisten einer Situation machtlos gegenüber stehen & daran fast wahnsinnig werden (ich liebe "The Game"). Das fehlt mir bei "The Social Network", bin gespannt auf "Gone Girl".