So gut 80% von Dunkirk sind, ärgert mich sein letzter Part dermaßen, dass dann doch ein zwiespältiges Gefühl zurückbleibt.
Trotzdem Nolans bester seit Memento.
Aber ich finde das Ende leider doch viel zu heroisierend und eigentlich den ganzen Film konterkarierend. Der Junge, der die Zeitung in den Zug reicht, der begeisterte Empfang am Bahnhof als wär Deutschland 54 Weltmeister geworden, dazu die Churchill Rede aus dem Off, dass man an Land, Wasser und in der Luft bis zum letzten Blutstropfen kämpfen wird. Viel dicker auftragen geht ja kaum, wenn man nicht Angelina Jolie ist. Dazu noch der überlange Tom Hardy Schluss - ich denke auch ohne dessen letzte Szenen hat man das Heldenhafte seines Verhaltens als Zuschauer schon erahnen können, ohne dass Nolan noch mal den Holzhammer auspackt.
Weil ich ein paar Gegenmeinungen gehört habe, dass man sowas doch auch gar nicht anders darstellen könnte:
eben doch. Als Beispiel, wie man einen solchen Film eben auch beenden kann, dass er emotional ergreift und dennoch nicht den Pathos-Overload auspackt: Kubricks "Wege zum Ruhm". Und allein an diesen beiden Enden von "Dunkirk" und "Wege zum Ruhm" wird halt auch noch mal klar, dass die manchmal in der Kritik jetzt herangezogenen Vergleiche zu Kubrick natürlich lächerlich sind. Der eine bleibt eben dann doch ein Sklave des Mainstreams und kann einen solchen Film nicht zu Ende bringen, ohne alle seit Jahrzehnten gedrückten Knöpfchen noch mal schön zu drücken, der andere ist ein Auteur, der die Mechanismen der Menschenvernichtungsmaschine Krieg in seiner Unerbitterlichkeit auch gegen den guten Willen des Einzelnen bis zum Ende durchexerziert.
Optisch großartiger Film, der die Beklemmung und die Gefangenheit innerhalb der eigenen Situation in einem Krieg recht gut zeigt. Gerade das sowohl metaphorische wie wortwörtliche Nichtentkommenkönnen des "Jungen" aus der ersten Sequenz, der quasi immer wieder zurückgezogen/hineingesogen wird, wenn er glaubt, den Ausweg gefunden zu haben. Die Geschichte mit den drei Handlungsebenen, die in spannenden Situationen oft cliffhangerartig gewechselt werden, funktioniert für mich sehr gut. Ich dachte mal kurzzeitig, Nolan würde uns da austricksen und es gäbe auch unterschiedliche Zeitebenen, die die drei Stränge Schiff, Spitfire, Junge an Land in einer ungewöhnlichen Weise am Ende zusammen führen, das hätte aber wohl auch nicht so gut zur Filmthematik gepasst. Was uns zur spannenden Frage nach dem Thema (und vielleicht auch der Absicht) des Films führt: Was will uns der Künstler mit dem Werk sagen? Das Krieg nicht so geil ist? Das habe ich kapiert. Aber wie Christian schreibt, führt das WM-Ende (sogar die Bierflaschen werden doch bei Sönke Wortmann am Ende so in den Zug gereicht, oder?) da irgendwo auf eine andere Spur.
Spannend finde ich auch, dass "der Feind" nur an 1 oder 2 Stellen auch wirklich als "Deutschland" benannt wird, ansonsten sieht man ihn nicht wirklich, sondern nur seine Maschinen (Flugzeuge) bzw. als Auswirkung seiner Aktionen (Geschosseinschläge, Schüsse, die allgemeine aussichtslose Situation). Auch hier aber die Frage, warum? Weil es einfacher ist, gegen das Entmenschlichte, nicht greifbare zu sein? Oder weil man bewusst keine Sympathien für die andere Seite schaffen will ("Ach, der arme Deutsche, der da die Bomben auf die hilflosen Engländer am Strand wirft, ist ja auch nur ein Mensch....!"). Ich finde das eher interessant als schlimm, das nur als Anmerkung, bevor mir hier irgendwelche Dresdner beispringen.
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Christian_alternakid am 02.08.2017 um 10:11 Uhr:
So gut 80% von Dunkirk sind, ärgert mich sein letzter Part dermaßen, dass dann doch ein zwiespältiges Gefühl zurückbleibt.Trotzdem Nolans bester seit Memento.
Aber ich finde das Ende leider doch viel zu heroisierend und eigentlich den ganzen Film konterkarierend. Der Junge, der die Zeitung in den Zug reicht, der begeisterte Empfang am Bahnhof als wär Deutschland 54 Weltmeister geworden, dazu die Churchill Rede aus dem Off, dass man an Land, Wasser und in der Luft bis zum letzten Blutstropfen kämpfen wird. Viel dicker auftragen geht ja kaum, wenn man nicht Angelina Jolie ist. Dazu noch der überlange Tom Hardy Schluss - ich denke auch ohne dessen letzte Szenen hat man das Heldenhafte seines Verhaltens als Zuschauer schon erahnen können, ohne dass Nolan noch mal den Holzhammer auspackt.
Weil ich ein paar Gegenmeinungen gehört habe, dass man sowas doch auch gar nicht anders darstellen könnte:
eben doch. Als Beispiel, wie man einen solchen Film eben auch beenden kann, dass er emotional ergreift und dennoch nicht den Pathos-Overload auspackt: Kubricks "Wege zum Ruhm". Und allein an diesen beiden Enden von "Dunkirk" und "Wege zum Ruhm" wird halt auch noch mal klar, dass die manchmal in der Kritik jetzt herangezogenen Vergleiche zu Kubrick natürlich lächerlich sind. Der eine bleibt eben dann doch ein Sklave des Mainstreams und kann einen solchen Film nicht zu Ende bringen, ohne alle seit Jahrzehnten gedrückten Knöpfchen noch mal schön zu drücken, der andere ist ein Auteur, der die Mechanismen der Menschenvernichtungsmaschine Krieg in seiner Unerbitterlichkeit auch gegen den guten Willen des Einzelnen bis zum Ende durchexerziert.
motorhorst am 18.03.2018 um 07:14 Uhr:
Optisch großartiger Film, der die Beklemmung und die Gefangenheit innerhalb der eigenen Situation in einem Krieg recht gut zeigt. Gerade das sowohl metaphorische wie wortwörtliche Nichtentkommenkönnen des "Jungen" aus der ersten Sequenz, der quasi immer wieder zurückgezogen/hineingesogen wird, wenn er glaubt, den Ausweg gefunden zu haben. Die Geschichte mit den drei Handlungsebenen, die in spannenden Situationen oft cliffhangerartig gewechselt werden, funktioniert für mich sehr gut. Ich dachte mal kurzzeitig, Nolan würde uns da austricksen und es gäbe auch unterschiedliche Zeitebenen, die die drei Stränge Schiff, Spitfire, Junge an Land in einer ungewöhnlichen Weise am Ende zusammen führen, das hätte aber wohl auch nicht so gut zur Filmthematik gepasst. Was uns zur spannenden Frage nach dem Thema (und vielleicht auch der Absicht) des Films führt: Was will uns der Künstler mit dem Werk sagen? Das Krieg nicht so geil ist? Das habe ich kapiert. Aber wie Christian schreibt, führt das WM-Ende (sogar die Bierflaschen werden doch bei Sönke Wortmann am Ende so in den Zug gereicht, oder?) da irgendwo auf eine andere Spur.Spannend finde ich auch, dass "der Feind" nur an 1 oder 2 Stellen auch wirklich als "Deutschland" benannt wird, ansonsten sieht man ihn nicht wirklich, sondern nur seine Maschinen (Flugzeuge) bzw. als Auswirkung seiner Aktionen (Geschosseinschläge, Schüsse, die allgemeine aussichtslose Situation). Auch hier aber die Frage, warum? Weil es einfacher ist, gegen das Entmenschlichte, nicht greifbare zu sein? Oder weil man bewusst keine Sympathien für die andere Seite schaffen will ("Ach, der arme Deutsche, der da die Bomben auf die hilflosen Engländer am Strand wirft, ist ja auch nur ein Mensch....!"). Ich finde das eher interessant als schlimm, das nur als Anmerkung, bevor mir hier irgendwelche Dresdner beispringen.