Wahrscheinlich kannte ich diesen Song gar nicht bewusst als ich das gleichnamige Buch von Douglas Coupland las. Ebenso wenig übrigens, wie ich "Girlfriend in a coma" damals als Smiths-Zitat erkannte und folglich auch nicht die vielen weiteren Smiths-Zitate in diesem Buch. Davon abgesehen ist das ein fantastisches Stück, an dem ich mich gar nicht satthören kann. Ich denke, das war der Auslöser für meine dann Doch-noch-Beatles-Begeisterung, die mir angesichts totgenudelter Werke von Let it be und Yesterday (von flachem wie She loves you und I wanna hold your hand will ich gar nicht erst anfangen) als nicht mehr einstellbar erschien.
Es ist einmal mehr diese Mischung aus tendenziell fröhlichem Harmoniegesang zu gefühlt eher melancholischer musikalischer Untermalung, die eigentlich die halbe Miete ist, wenn man meine Liebe zu einem Song evozieren möchte.
Ein Song, der sich beim Schauen einer Nina-Simone-Doku (evtl. auch Hören einer Radiosendung über die Künstlerin) ins Gehirn fraß. Zunächst war mir der Titel noch unbekannt, konnte anhand von Textfetzen dann aber schnell ermittelt werden. Ob seiner Getragenheit, tiefen Traurigkeit und epischer Länge (gut, das war mit knapp 4:20 min wohl eher ein Gefühl als eine Tatsache) packte er mich und tut dies auch bei jedem erneuten Hören.
Ja, mir ist schon seit längerem klar, dass der Song von den Supremes stammt und nicht von Kim Wilde, aber natürlich war mein Erstkontakt mit dem Hitparadenstürmer aus den frühen 80ern. Beides tolle Versionen, die dem Stück unterschiedliche Akzente geben, klassischer Motown-Girlgroup-Smashhit hier, new waviger Power-Pop dort und dennoch sind das nur meine zweit- und drittliebsten Varianten (ohne sagen zu können, welche Interpretation ich besser finde). Mein Favorit des gleichen Stücks taucht dann im nächsten Jahr, also 1967, weit vorne auf.
Ich weiß, dass der Song ob seiner Lyrics nicht den allerbesten Leumund hat, da er - man könnte es unter Umständen schon am Titel erkennen - mit Machtstrukturen spielt und - Überraschung - eher nicht die weibliche Protagonistin am "Fäden in der Hand"-Ende sitzt. Aber da ich immer zuerst auf die Musik höre, stelle ich fest, dass mich das auf einer ganz komischen, fast unterbewussten Ebene anspricht und leicht tänzeln lässt, wenn das so beginnt und auch wenn Mick Jaggers Gegockel ja immer so was wie Rhyhtmus in den Hüften andeutet, sehe ich das meist nicht, aber hier, boys and girls, da SPÜRE ich es.
Und klar, natürlich ist das auch der Song, der während der Tragödie in Altamont gerade gespielt wurde.
Ich hab' hier tatsächlich nur die Musik bewertet.
15 Sekunden im Song denkt man nur "Wie kann so was 1966 möglich gewesen sein?" Sitar, dieser leichte off-beat (sorry, bin kein Drummer, aber das ist ja kein normaler Rhythmus), Möwengeschrei und der Gesang, der genau das ausdrückt was in den Textblättern steht: "Turn off your mind, relax and float down stream", Wahnsinn.
Die Bandbreite, die die Beatles auf Revolver abdecken ist einfach atemberaubend und mit diesem Schlussstück perfekt auf den Punkt gebracht. Die Klammerstücke Taxman/Eleanor Rigby vorne und Got to get you into my life/Tomorrow never knows halten dieses Album wunderbar zusammen, ein viel zu oft gespieltes Stück wie Yellow submarine bräuchte ich dann gar nicht mehr, aber natürlich fänden sich beim genaueren Hinschauen noch mal drei Titel für eine Bestenliste. Aber nichts kommt an Tomorrow never knows ran, was doppelt bizarr ist, ist es doch nicht mal der beste Beatles-Song in dieser Jahresliste.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben...
Wie schon bei den Alben erwähnt, ist das Monks-Album für mich eher ein Gesamtkunstwerk als eine Sammlung großartiger Songs, die auch unabhängig der Platte problemlos funktionierten. Eine Ausnahme mache ich für Monk Time. Gleich der Beginn mit der flirrenden Orgel und dem Raumpatrouille Orion Beat, vor allem aber dem gesprochenen Intro, das mich an andere Stücke dieser Art (sofort kommt mir Ballroom Blitz in den Sinn) erinnert, bekommt sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit für die nächsten nicht mal drei Minuten und meist dann eben auch für die gerade mal halbstündige komplette Langspielplatte der Monks.
Was passt bitte in die ersten 90 Sekunden des Stücks. Die Band sind die Monks, es ist Monk Time. Die Namen der Mitglieder werden gedroppt, die Armee wird gedisst, Vietnam, der Bruder starb in Vietnam, James Bond, Pussy Galore, wtf. Dann nochmal "It's beat time, it's hop time, it's monk time now" - völlig unnötig. Das ist JEDEM*R in diesem Moment schon lange klar.
Da ich kein Dylanologe bin, dringe ich gar nicht tief in die Lyrics vor (Johanna? Von Orleans? Hatte die Visionen? Oder hat der Sänger die Visionen von ihr?), sondern gehe wieder nur ganz oberflächlich an die Musik ran und lande deshalb nicht bei Sad-eyed lady of the lowlands oder bei I want you. Zwar erschrickt mich hier zu Beginn gleich wieder diese Mundharmonika des Grauens, aber ich höre weiter und höre dann wieder einen Dylan, der nicht den Erwartungen des Klischee-Bobs in meinem Kopf entspricht. Klar, hier wird auch genölt, aber auf eine fast laid back Art, dass es mich einfach bei jedem Blonde on Blonde-Durchlauf erneut zum Mitwippen bringt.
OK, nach Studium der Lyrics geht es wohl weder um Religion noch Historie, sondern um diese Unterschiede zwischen Louise und Johanna, die wohl ganz diesseitig und real sind.
Der war eigentlich immer nicht in meiner Top 3 des Revolver-Albums, gehört aber halt trotzdem in eine Bestenliste und zwar wieder aus völlig anderen Gründen als die anderen drei herausragenden Stücke: Oberflächlich ist das ein typischer Beatles-Song: Eher fröhlich in seiner Grundstruktur, hohes Mitgröhl- und Zuckpotenzial. Aber er macht auch so viel richtig und vielleicht (ach was, garantiert) für die nachfolgenden Barden-Generation auch: vor. Wenn jede Textzeile danach musikalisch noch einmal aufgegriffen und quasi als Echo instrumental kopiert wird, dann entfacht das einem Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt. Und ja auch den Sänger. Wenn er immer enthemmter "Got to get you into my life!" bekennt. So ist das doch auch.
Eine weitere Episode der beliebten Reihe "In den 80ern als Coverversion kennen und schätzen gelernt und dann irgendwann gemerkt, dass das Original zwanzig Mal besser ist." Das ist hier aber besonders schwierig, da die zuerst bekannte Version von Phil Collins stammte und das schon eine sehr, sehr.... okay, wem mache ich was vor? Natürlich stechen die Supremes den most drumming man in history locker und leicht aus, wie ein Förmchen den frisch ausgerollten Teig auf dem Backblech.
Textlich eine weitere Seite aus dem "Mama knows best"-Buch, das mit der Liebe dauert halt manchmal, da muss man ein wenig warten, kann man nicht beschleunigen, alles klar.
Der größte Beach-Boys-Fan werde ich nicht mehr, aber das ist einer jener Songs, die sich auf meiner ewigen "Die besten Songanfänge aller Zeiten"-Kassette befindet (zusammen mit sehr vielen Pet-Shop-Boys-Stücken, aber das ist ein Thema für andere Jahrzehnte). Bis das Surfboard eingepackt und das "I'm pickin' up good vibrations" gebrabbelt wird, ist es ein perfekter Auftakt, diese Sekunden reichten mir vollkommen und mein exklusiver Motor Edit ist folglich auch nur 00:25 lang. Diese knappe halbe Minute ist für mich das, was für viele Leute "God only knows" ist.