Im Rückblick immer noch schwer zu glauben, dass die White Stripes tatsächlich im K4 gespielt haben (und wenn mich die Erinnerung nicht trügt, das nicht einmal ausverkauft war). Jedenfalls: wie immer ein fantastisches Konzert, Jack White als einer der wenigen Musiker, die mich tatsächlich ob seiner musikalischen Fertigkeiten einfach weggeblasen haben.
Gerade einmal vier Monate ist es her, dass die beiden Detroiter das letzte Mal Deutschland besuchten. Leider hatten sie das letzte Mal mit den überaus interessanten Von Bondies (The Stooges, anyone?) die weitaus bessere Vorgruppe im Gepäck. Was "Whirlwind Heat" heute Abend bieten, spottet eigentlich jeder Beschreibung. Die Aufstellung Schlagzeug, Bass und kreischender "Sänger" hätte vielleicht misstrauisch machen sollen, aber es kommt noch schlimmer, denn sie schaffen es tatsächlich das ganze Set komplett melodiefrei zu absolvieren. Dass der Sänger der geistigen Umnachtung offensichtlich nicht mehr fern ist, hilft auch nicht weiter.
Man fühlt geradezu die Erleichterung, als die White Stripes ihr Konzert mit "Dead Leaves And The Dirty Ground", einem der zahlreichen hervorragenden Songs ihres dritten Albums White Blood Cells, eröffnen. Von diesem Album, das ihnen zumindest medial, wenn auch nicht kommerziell, den Durchbruch brachte, werden circa zweidrittel der Songs gespielt, wobei die schnelleren Stücke wie "Hotel Yorba" (zweifellos einer der 5 besten Songs 2001) eine begeisterte Aufnahme im sehr gut gefüllten K4 erfahren.
Keineswegs beschränken sich die White-Geschwister jedoch darauf, ihre "bekannten" Lieder herunterzuspielen, sondern spielen etliche Songs der ersten beiden Alben, wie beispielsweise das mitreissend-melodische "Pretty Good Looking" und das zarte "Apple Blossom" (beide De Stijl).
Auch bei dem heutigen Auftritt folgen sie Jack Whites "geh niemals in den selben Klamotten auf die Bühne wie du in die Bar gehst" -Credo, und tragen traditionellen rote Hose zu weißem Shirt. Solche netten Gimmicks aside, wird live erst wirklich klar, welches Potential in Jack White steckt. Ein Gitarrenspieler von Gottes Gnaden, den man auf dem mit schweren Riffs beladenen Album so nicht heraushören würde, verzückt er mit seinen Soli selbst Leute (wie mich z.B.) die Gitarrensoli per se für eine Zumutung halten und diese nur ab einer bestimmten Haarlänge zulassen möchten.
Als würde seine unwahrscheinliche Gitarrenfertigkeit nicht bereits ausreichen, kann Jack White auch noch mit einer fabelhaft klaren, wenn nötig glockenhellen Stimme glänzen, was gerade bei einem drum-a-capella Song wie "Little Room" auffällt. Seine als "big sister" vorgestellte Drummerin Meg White bestreitet das Konzert mit einem sanft lächelnden Gesichtsausdruck bis sie zur Überraschung aller gemeinsam mit Jack in der Zugabe einen wunderschönen Song anstimmt - was sie ruhig öfters machen könnten.
Neben eigenen Songs spielen die White Stripes auch etliche interessante Coverversionen, wie beispielsweise Dolly Partons "Jolene" (wer weiß wie die anderen Songs heißen: Mail an christian@nme.com bitte), die die Zugabe zu einem Erlebnis machen.
Im Vergleich zu ihrem Münchner Konzert im November präsentieren sich die Detroiter in großer Spiellaune, was auch auf die Reaktion des Nürnberger Publikums (im Vergleich zur eher reservierten Haltung beim München-Konzert) zurückzuführen sein dürfte. Obwohl in der Mitte des Sets durchaus Längen zu beklagen sind, reagiert das Publikum euphorisch und mit Szenenapplaus, was wiederum Jack Whites Spaß sichtlich zu steigern scheint.
(aus meinem damaligen Alternakid Fanzine Review)
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Christian_alternakid am 21.02.2018 um 01:00 Uhr:
Im Rückblick immer noch schwer zu glauben, dass die White Stripes tatsächlich im K4 gespielt haben (und wenn mich die Erinnerung nicht trügt, das nicht einmal ausverkauft war). Jedenfalls: wie immer ein fantastisches Konzert, Jack White als einer der wenigen Musiker, die mich tatsächlich ob seiner musikalischen Fertigkeiten einfach weggeblasen haben.Christian_alternakid am 16.11.2020 um 18:45 Uhr:
The White StripesK4 Nürnberg, 8.3.2002
Gerade einmal vier Monate ist es her, dass die beiden Detroiter das letzte Mal Deutschland besuchten. Leider hatten sie das letzte Mal mit den überaus interessanten Von Bondies (The Stooges, anyone?) die weitaus bessere Vorgruppe im Gepäck. Was "Whirlwind Heat" heute Abend bieten, spottet eigentlich jeder Beschreibung. Die Aufstellung Schlagzeug, Bass und kreischender "Sänger" hätte vielleicht misstrauisch machen sollen, aber es kommt noch schlimmer, denn sie schaffen es tatsächlich das ganze Set komplett melodiefrei zu absolvieren. Dass der Sänger der geistigen Umnachtung offensichtlich nicht mehr fern ist, hilft auch nicht weiter.
Man fühlt geradezu die Erleichterung, als die White Stripes ihr Konzert mit "Dead Leaves And The Dirty Ground", einem der zahlreichen hervorragenden Songs ihres dritten Albums White Blood Cells, eröffnen. Von diesem Album, das ihnen zumindest medial, wenn auch nicht kommerziell, den Durchbruch brachte, werden circa zweidrittel der Songs gespielt, wobei die schnelleren Stücke wie "Hotel Yorba" (zweifellos einer der 5 besten Songs 2001) eine begeisterte Aufnahme im sehr gut gefüllten K4 erfahren.
Keineswegs beschränken sich die White-Geschwister jedoch darauf, ihre "bekannten" Lieder herunterzuspielen, sondern spielen etliche Songs der ersten beiden Alben, wie beispielsweise das mitreissend-melodische "Pretty Good Looking" und das zarte "Apple Blossom" (beide De Stijl).
Auch bei dem heutigen Auftritt folgen sie Jack Whites "geh niemals in den selben Klamotten auf die Bühne wie du in die Bar gehst" -Credo, und tragen traditionellen rote Hose zu weißem Shirt. Solche netten Gimmicks aside, wird live erst wirklich klar, welches Potential in Jack White steckt. Ein Gitarrenspieler von Gottes Gnaden, den man auf dem mit schweren Riffs beladenen Album so nicht heraushören würde, verzückt er mit seinen Soli selbst Leute (wie mich z.B.) die Gitarrensoli per se für eine Zumutung halten und diese nur ab einer bestimmten Haarlänge zulassen möchten.
Als würde seine unwahrscheinliche Gitarrenfertigkeit nicht bereits ausreichen, kann Jack White auch noch mit einer fabelhaft klaren, wenn nötig glockenhellen Stimme glänzen, was gerade bei einem drum-a-capella Song wie "Little Room" auffällt. Seine als "big sister" vorgestellte Drummerin Meg White bestreitet das Konzert mit einem sanft lächelnden Gesichtsausdruck bis sie zur Überraschung aller gemeinsam mit Jack in der Zugabe einen wunderschönen Song anstimmt - was sie ruhig öfters machen könnten.
Neben eigenen Songs spielen die White Stripes auch etliche interessante Coverversionen, wie beispielsweise Dolly Partons "Jolene" (wer weiß wie die anderen Songs heißen: Mail an christian@nme.com bitte), die die Zugabe zu einem Erlebnis machen.
Im Vergleich zu ihrem Münchner Konzert im November präsentieren sich die Detroiter in großer Spiellaune, was auch auf die Reaktion des Nürnberger Publikums (im Vergleich zur eher reservierten Haltung beim München-Konzert) zurückzuführen sein dürfte. Obwohl in der Mitte des Sets durchaus Längen zu beklagen sind, reagiert das Publikum euphorisch und mit Szenenapplaus, was wiederum Jack Whites Spaß sichtlich zu steigern scheint.
(aus meinem damaligen Alternakid Fanzine Review)