Zitat: "I'm lefty, I'm soft
I'm minimum wage job
I am a mongrel dog
I'm a Sleaford Mod
I'm scum, I'm scum, yeah" (IDLES-Sänger Joe Talbot ändert eine Textzeile (I'm a Sleaford Mod / I'm Scum) in Referenz an den Bitchfight der letzten Wochen.)
Tatsachen
Kurz vor Ende verkündete Joe Talbot bereits, dass IDLES keine Zugaben spielen würden, weil das prätentiöser Quatsch wäre (von mir sehr frei paraphrasiert, weil ich mich nicht annäherend an den Wortlaut erinnere), was mit großem Applaus (aber ich glaube nur meinerseits) aufgenommen wird.
Ja, wie sich das so eingebürgert hat, dieses Zugabe-Theater. Bräucht´s echt nicht unbedingt.
Und wie war´s?
Montag Nacht um halb zehn klingelt mein Handy, aber ich konnt nicht ran gehen, war auf der Arbeit. Ruf ne halbe Stunde später zurück, und es stellt sich raus, dass ich ne Karte gewonnen hätte - wenn sie jetzt nicht schon vergeben gewesen wäre. Einerseits hätt´s mich schon interessiert, andererseits war ich irgendwie skeptisch (und konnt mich nicht aufraffen). Ist doch ziemlich klassischer Punk-Rock, und live wirken die etwas wie in ihrem eigenen Universum.
Großartig war es. Obwohl das erste Konzert in München vor einem halben Jahr emotional wesentlich aufgeladener war (Album gerade erst draußen, Konzert restlos ausverkauft, Karte nur durch glücklichen Zufall und DJ Frosch noch bekommen, Auftritt am Freitag und nicht während der Woche, wo ich wegen Linus am Vortag eh schon übernächtigt war), hat mir Erlangen noch mal ne Spur besser gefallen. Vielleicht auch, weil ich inzwischen textsicherer war und mich heiser schreien konnte, wie sonst nur bei ganz engen Fußballspielen.
Und IDLES gehen für mich schon über einen klassische Punk-Band hinaus. Vor allem, weil zu den genreüblichen Aussagen gegen z.B. Rassismus oder Misogynie auch noch eine Schippe mehr aufgelegt wird: In den Lyrics, in allen Interviews, dem Merch, dem Auftreten der Band (ja, da zähle ich auch so etwas offensichtliches wie die Regenbogengitarrengurte dazu) und auch den Ansagen von Talbot. Gerade weil solche Stücke wie "Mother" mit dem Refrain "Mother / Fucker" halt auch super als 2019er-Version von "Fuck you, I won't do what you tell me" taugen und man sich dazu oberkörperfrei durch die Menge prügeln kann. Was aber immer wieder von der Band selbst eingedämmt wurde, bei gleichzeitiger Anweisung an die Security, nicht vor der Band zu stehen, sondern an den Seiten, da die Leute ja Geld gezahlt hätten, um etwas zu sehen. Plus die Aufforderung der Security zu danken und zu applaudieren, weil sie eben für die Sicherheit aller sorgte und wenn sich jemand unsicher fühlte, genau zu diesen Verwantwortlichen gehen könne, um die Arschgeigen rausbefördern zu lassen.
Ich könnte da noch ewig weitermachen, weil es am Mittwoch so viele kleine Einzelmomente zu der Thematik gab, die einfach für eine tolle Atmosphäre sorgte. Und auch wenn eine oberflächlich platte Aussage wie "I am a feminist" vor besagtem Mother kalkuliert wirken könnte, halte ich sie eben aus genau den beschriebenen Gründen für mehr als angebracht. Lediglich bei dem Lob für die Community of Erlangen verhob er sich ein wenig, aber er konnte ja nicht wissen, dass in dieser Stadt niemand lebt, sondern nur ein paar junge Menschen studieren und alle anderen pausenlos von auswärts ins E-Werk fahren, weil hier halt die etwas größeren Konzerte sind. Aber der Wille war natürlich ein guter.
Ich hatte jedenfalls einen Spitzenabend, super Laune und würde IDLES nicht mal zu meinen Lieblingsbands zählen. Aber im Moment mattern die einfach big time.
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Bloody Mary am 18.04.2019 um 21:44 Uhr:
Ja, wie sich das so eingebürgert hat, dieses Zugabe-Theater. Bräucht´s echt nicht unbedingt.Und wie war´s?
Montag Nacht um halb zehn klingelt mein Handy, aber ich konnt nicht ran gehen, war auf der Arbeit. Ruf ne halbe Stunde später zurück, und es stellt sich raus, dass ich ne Karte gewonnen hätte - wenn sie jetzt nicht schon vergeben gewesen wäre. Einerseits hätt´s mich schon interessiert, andererseits war ich irgendwie skeptisch (und konnt mich nicht aufraffen). Ist doch ziemlich klassischer Punk-Rock, und live wirken die etwas wie in ihrem eigenen Universum.
motorhorst am 19.04.2019 um 16:23 Uhr:
Großartig war es. Obwohl das erste Konzert in München vor einem halben Jahr emotional wesentlich aufgeladener war (Album gerade erst draußen, Konzert restlos ausverkauft, Karte nur durch glücklichen Zufall und DJ Frosch noch bekommen, Auftritt am Freitag und nicht während der Woche, wo ich wegen Linus am Vortag eh schon übernächtigt war), hat mir Erlangen noch mal ne Spur besser gefallen. Vielleicht auch, weil ich inzwischen textsicherer war und mich heiser schreien konnte, wie sonst nur bei ganz engen Fußballspielen.Und IDLES gehen für mich schon über einen klassische Punk-Band hinaus. Vor allem, weil zu den genreüblichen Aussagen gegen z.B. Rassismus oder Misogynie auch noch eine Schippe mehr aufgelegt wird: In den Lyrics, in allen Interviews, dem Merch, dem Auftreten der Band (ja, da zähle ich auch so etwas offensichtliches wie die Regenbogengitarrengurte dazu) und auch den Ansagen von Talbot. Gerade weil solche Stücke wie "Mother" mit dem Refrain "Mother / Fucker" halt auch super als 2019er-Version von "Fuck you, I won't do what you tell me" taugen und man sich dazu oberkörperfrei durch die Menge prügeln kann. Was aber immer wieder von der Band selbst eingedämmt wurde, bei gleichzeitiger Anweisung an die Security, nicht vor der Band zu stehen, sondern an den Seiten, da die Leute ja Geld gezahlt hätten, um etwas zu sehen. Plus die Aufforderung der Security zu danken und zu applaudieren, weil sie eben für die Sicherheit aller sorgte und wenn sich jemand unsicher fühlte, genau zu diesen Verwantwortlichen gehen könne, um die Arschgeigen rausbefördern zu lassen.
Ich könnte da noch ewig weitermachen, weil es am Mittwoch so viele kleine Einzelmomente zu der Thematik gab, die einfach für eine tolle Atmosphäre sorgte. Und auch wenn eine oberflächlich platte Aussage wie "I am a feminist" vor besagtem Mother kalkuliert wirken könnte, halte ich sie eben aus genau den beschriebenen Gründen für mehr als angebracht. Lediglich bei dem Lob für die Community of Erlangen verhob er sich ein wenig, aber er konnte ja nicht wissen, dass in dieser Stadt niemand lebt, sondern nur ein paar junge Menschen studieren und alle anderen pausenlos von auswärts ins E-Werk fahren, weil hier halt die etwas größeren Konzerte sind. Aber der Wille war natürlich ein guter.
Ich hatte jedenfalls einen Spitzenabend, super Laune und würde IDLES nicht mal zu meinen Lieblingsbands zählen. Aber im Moment mattern die einfach big time.