Betrachtungen über Die Ärzte in Bayreuth:
- Ärzte-Fans tragen stolz ihre alten Ärzte-Shirts an Ärzte-Konzerten auf
- Ansonsten verblüffend hoher Anteil an Rock im Park T-Shirts
- Tags zuvor waren Die Ärzte wohl bei der Jubiläumsfeier der Toten Hosen zu Gast und haben dort einen Zugabeblock aus Hosen-Songs gespielt. Das scheint nachhaltig Eindruck hinterlassen zu haben, denn ständig wurden die Hosen (liebevoll) getrollt, allein dreimal "Hier Kommt Alex" angespielt und einmal "Wünsch Dir Was". Nachdem das Publikum "Alex" mitgesungen hatte und Farin in "Yellow Submarine" wechselte, das ebenfalls mit Begeisterung vom Publikum mitgeschunkelt wurde, kam der trockene Kommentar: "Aha, immer noch Nummer 1 in Bayreuth"
- Etliche "Beirut"-Witze
- Die Ärzte spielen ewig lang, allein das reguläre Set hat über zwei Stunden gedauert, dazu dann noch einmal eine Stunde Zugabe
- Davon geht aber auch ein Großteil an Quatscherei zwischen Farin und Bela drauf, mit eher kleinen Witzigkeit
- Ich war überrascht davon, wieviele neue Songs die Ärzte gespielt haben (mit neu mein ich natürlich: aus den letzten 20 Jahren), die vom Publikum begeistert aufgenommen worden sind. Da ist also schon eine Generation nachgewachsen, die nicht mehr wie ich mit den Ärzten vor allem die 80er und die frühen 90er assoziiert. Spiegelt sich übrigens auch in den Spotify-Plays wieder, wo sich von den alten nur Schrei Nach Liebe und Westerland unter den Topsongs befindet.
- Etliche (alte) Hits wurden weggelassen: kein Westerland, kein Männer sind Schweine, kein Teenager Liebe, kein Schunder-Song...
- Alte Songs: "Mr Sexpistols", "Friedenspanzer" (sicher nicht zufällig mit gelb/blauer Lichtshow), "Hurra", "Schrei nach Liebe" (beste Stimmung würd ich sagen) und als Closer "Zu Spät" - sowie in einer Art Medley kurz "Claudia hat einen Schäferund" und "Helmut Kohl schlägt seine Frau"
- Mehrere Anti-Nazi-Ansagen von Bela sowie im speziellen eine recht ernsthafte Ansage gegen Faschismus und Diktatur von Farin
- War positiv überrascht von einigen der "neuen Songs": "Junge" ist wirklich ein super Hit, Rods Baroque-Pop-Interlude war stark (keine Ahnung welcher Song das war), "Ist das noch Punkrock?" und "Ich, am Strand" hat einen der besten (ernsthaften) Texte von Farin (& einen dazu eher gar nicht passenden Reggae-Refrain)
- dass in "Besserwisserboy" Peter Hein gedroppt wird, war mir auch neu: "Du kennst jede Antwort auf alle Fragen. /Die Wahrheit kannst du nämlich selbst nicht ertragen / Das klingt vielleicht seltsam, doch das musste sein/ Das war fast ein Zitat von Peter Hein"
- Elektrobier wurde als West-Berliner Elektropunk von 82 gespielt, zwar viel Quatsch dabei, aber hat eigentlich schon sehr gut funktioniert
- Trinkorganisation war sehr ernüchternd nach dem positiven Tempelhof-Sounds-Erlebnis: Juli hat tatsächlich 90 Minuten für ein Getränk angestanden.
- Licht- und Bühnenshow gut, Sound top
- Rausschmeisser-Song würde ich gern hassen, kann ich aber nicht:
Die Auswahl der Songs fand ich auch sehr gelungen. "Ich, am Strand" kannte ich vorher nicht, fand ich sehr gut, live fasst besser als aufgenommen. Nicht, dass ich besonders tolle Videos hätte, aber könnte man irgendwann in der Zukunft auch Videos hier hochladen? Das mit den Getränken hat das eigentlich schöne Konzerterlebnis schon geschmälert, die ganze Stimmung im Publikum vermutlich auch, klar, war ja keiner besoffen. Wir sind 2x 45 min angestanden. Die angekündigte Vorband "The Damned" ist wg. Krankheit nicht aufgetreten. Die Ersatzband "Schmutzki" waren zwar nette Leute, die musikalisch aber lieber in der Vergangenheit leben und Klischees bedienen.
Ja, Schmutzki statt The Damned war natürlich ein herber Downer.
Zwar bin ich nie so richtig in The Damned reingekommen (außer Smash It Up), aber dennoch hätte ich mir die schon gern mal so im Vorbeigehen angeschaut, allein für die Bucket List die erste britische Band mit einer Punkveröffentlichung gesehen zu haben.
Schmutzkis erster Song war noch gut (vergeblich versucht, den danach wiederzufinden), aber der Rest dann schon recht öd. Da gibts gerade im neuen deutschen 1-2-3-Punk genug besseres (Oidorno, Pisse, Burnout Ostwest, Team Scheisse, Akne Kid Joe...)
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Christian_alternakid am 30.06.2022 um 19:28 Uhr:
Betrachtungen über Die Ärzte in Bayreuth:- Ärzte-Fans tragen stolz ihre alten Ärzte-Shirts an Ärzte-Konzerten auf
- Ansonsten verblüffend hoher Anteil an Rock im Park T-Shirts
- Tags zuvor waren Die Ärzte wohl bei der Jubiläumsfeier der Toten Hosen zu Gast und haben dort einen Zugabeblock aus Hosen-Songs gespielt. Das scheint nachhaltig Eindruck hinterlassen zu haben, denn ständig wurden die Hosen (liebevoll) getrollt, allein dreimal "Hier Kommt Alex" angespielt und einmal "Wünsch Dir Was". Nachdem das Publikum "Alex" mitgesungen hatte und Farin in "Yellow Submarine" wechselte, das ebenfalls mit Begeisterung vom Publikum mitgeschunkelt wurde, kam der trockene Kommentar: "Aha, immer noch Nummer 1 in Bayreuth"
- Etliche "Beirut"-Witze
- Die Ärzte spielen ewig lang, allein das reguläre Set hat über zwei Stunden gedauert, dazu dann noch einmal eine Stunde Zugabe
- Davon geht aber auch ein Großteil an Quatscherei zwischen Farin und Bela drauf, mit eher kleinen Witzigkeit
- Ich war überrascht davon, wieviele neue Songs die Ärzte gespielt haben (mit neu mein ich natürlich: aus den letzten 20 Jahren), die vom Publikum begeistert aufgenommen worden sind. Da ist also schon eine Generation nachgewachsen, die nicht mehr wie ich mit den Ärzten vor allem die 80er und die frühen 90er assoziiert. Spiegelt sich übrigens auch in den Spotify-Plays wieder, wo sich von den alten nur Schrei Nach Liebe und Westerland unter den Topsongs befindet.
- Etliche (alte) Hits wurden weggelassen: kein Westerland, kein Männer sind Schweine, kein Teenager Liebe, kein Schunder-Song...
- Alte Songs: "Mr Sexpistols", "Friedenspanzer" (sicher nicht zufällig mit gelb/blauer Lichtshow), "Hurra", "Schrei nach Liebe" (beste Stimmung würd ich sagen) und als Closer "Zu Spät" - sowie in einer Art Medley kurz "Claudia hat einen Schäferund" und "Helmut Kohl schlägt seine Frau"
- Mehrere Anti-Nazi-Ansagen von Bela sowie im speziellen eine recht ernsthafte Ansage gegen Faschismus und Diktatur von Farin
- War positiv überrascht von einigen der "neuen Songs": "Junge" ist wirklich ein super Hit, Rods Baroque-Pop-Interlude war stark (keine Ahnung welcher Song das war), "Ist das noch Punkrock?" und "Ich, am Strand" hat einen der besten (ernsthaften) Texte von Farin (& einen dazu eher gar nicht passenden Reggae-Refrain)
- dass in "Besserwisserboy" Peter Hein gedroppt wird, war mir auch neu: "Du kennst jede Antwort auf alle Fragen. /Die Wahrheit kannst du nämlich selbst nicht ertragen / Das klingt vielleicht seltsam, doch das musste sein/ Das war fast ein Zitat von Peter Hein"
- Elektrobier wurde als West-Berliner Elektropunk von 82 gespielt, zwar viel Quatsch dabei, aber hat eigentlich schon sehr gut funktioniert
- Trinkorganisation war sehr ernüchternd nach dem positiven Tempelhof-Sounds-Erlebnis: Juli hat tatsächlich 90 Minuten für ein Getränk angestanden.
- Licht- und Bühnenshow gut, Sound top
- Rausschmeisser-Song würde ich gern hassen, kann ich aber nicht:
Bloody Mary am 06.07.2022 um 00:06 Uhr:
Die Auswahl der Songs fand ich auch sehr gelungen. "Ich, am Strand" kannte ich vorher nicht, fand ich sehr gut, live fasst besser als aufgenommen. Nicht, dass ich besonders tolle Videos hätte, aber könnte man irgendwann in der Zukunft auch Videos hier hochladen? Das mit den Getränken hat das eigentlich schöne Konzerterlebnis schon geschmälert, die ganze Stimmung im Publikum vermutlich auch, klar, war ja keiner besoffen. Wir sind 2x 45 min angestanden. Die angekündigte Vorband "The Damned" ist wg. Krankheit nicht aufgetreten. Die Ersatzband "Schmutzki" waren zwar nette Leute, die musikalisch aber lieber in der Vergangenheit leben und Klischees bedienen.Christian_alternakid am 06.07.2022 um 20:04 Uhr:
Ja, Schmutzki statt The Damned war natürlich ein herber Downer.Zwar bin ich nie so richtig in The Damned reingekommen (außer Smash It Up), aber dennoch hätte ich mir die schon gern mal so im Vorbeigehen angeschaut, allein für die Bucket List die erste britische Band mit einer Punkveröffentlichung gesehen zu haben.
Schmutzkis erster Song war noch gut (vergeblich versucht, den danach wiederzufinden), aber der Rest dann schon recht öd. Da gibts gerade im neuen deutschen 1-2-3-Punk genug besseres (Oidorno, Pisse, Burnout Ostwest, Team Scheisse, Akne Kid Joe...)