Den amerikanischen Garagepunks Black Lips geht ein famoser Live-Ruf voraus, so dass es für jede Gruppe eine Herausforderung darstellt, vor ihnen das Programm zu bestreiten. Umso überwältigender, was die Fat White Family letzten Freitag als Vorgruppe beim Privatclub-Konzert der Black Lips auf die Bühne brachte. Ein irre intensiver Sound, der nur noch entfernt an die Album-Aufnahmen ihres „Champagne Holocaust“ betitelten Debütalbums erinnert. Auch wenn das Album selbst sicherlich ebenfalls empfehlenswert ist, gibt es nicht einmal annähernd wieder, was für ein Biest die sechs Briten live sind. Unangenehm und mitreissend, angsteinflösend und anregend zugleich. Eine Band, die mit Sicherheit polarisiert, aber wie ein frischer Schuß für die oft eher sediert wirkende britische Gitarrenszene ist.
Die Fat White Family lässt ihre Orientierung an eine Psych/Garage-Idee durchscheinen und kennt natürlich den Heroin-Sound der Velvet Underground. Live sind die Briten aber ebenso inspiriert von den Punkbands der 77er Schule und dabei besonders dem boshaften Post-Punk von The Fall (nicht umsonst heißt ein Nichtalbumsong ja auch „I Am Mark E Smith“). Dabei ist die Fat White Family aber nie in der Nähe des Post-Punk-Revivals der Nuller Jahre zu verorten – also keine neue Bloc Party, kein Maximo Park – sondern reibt sich in ihrem Punkgestus an einer Rockabilly- und White-Trash-Ästhetik, eben wie Mark E Smiths The Fall das ebenfalls praktiziert. Musikalisch sind aber durchaus auch Spuren eines klassischen Mod-Sounds der späten 60er – insbesondere in der Orgel-Begleitung und den Ka-Ching-Gitarren – zu hören. In den langsameren, beinah noch beängstigenderen Liedern liegt auch der psychotische Blues-Rock der „Exile On Main Street“-Ära der Rolling Stones nicht fern.
Wenn die Fat White Family um ihren brillanten Frontmann Lias Saoudi auch nur annähernd diese Energie auf ihre zweite Platte pressen kann, dann haben wir die neue beste Gitarren-Band Englands. Watch out.
(aus meinem damaligen Konzertreview)
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Christian_alternakid am 18.03.2018 um 15:30 Uhr:
Den amerikanischen Garagepunks Black Lips geht ein famoser Live-Ruf voraus, so dass es für jede Gruppe eine Herausforderung darstellt, vor ihnen das Programm zu bestreiten. Umso überwältigender, was die Fat White Family letzten Freitag als Vorgruppe beim Privatclub-Konzert der Black Lips auf die Bühne brachte. Ein irre intensiver Sound, der nur noch entfernt an die Album-Aufnahmen ihres „Champagne Holocaust“ betitelten Debütalbums erinnert. Auch wenn das Album selbst sicherlich ebenfalls empfehlenswert ist, gibt es nicht einmal annähernd wieder, was für ein Biest die sechs Briten live sind. Unangenehm und mitreissend, angsteinflösend und anregend zugleich. Eine Band, die mit Sicherheit polarisiert, aber wie ein frischer Schuß für die oft eher sediert wirkende britische Gitarrenszene ist.Die Fat White Family lässt ihre Orientierung an eine Psych/Garage-Idee durchscheinen und kennt natürlich den Heroin-Sound der Velvet Underground. Live sind die Briten aber ebenso inspiriert von den Punkbands der 77er Schule und dabei besonders dem boshaften Post-Punk von The Fall (nicht umsonst heißt ein Nichtalbumsong ja auch „I Am Mark E Smith“). Dabei ist die Fat White Family aber nie in der Nähe des Post-Punk-Revivals der Nuller Jahre zu verorten – also keine neue Bloc Party, kein Maximo Park – sondern reibt sich in ihrem Punkgestus an einer Rockabilly- und White-Trash-Ästhetik, eben wie Mark E Smiths The Fall das ebenfalls praktiziert. Musikalisch sind aber durchaus auch Spuren eines klassischen Mod-Sounds der späten 60er – insbesondere in der Orgel-Begleitung und den Ka-Ching-Gitarren – zu hören. In den langsameren, beinah noch beängstigenderen Liedern liegt auch der psychotische Blues-Rock der „Exile On Main Street“-Ära der Rolling Stones nicht fern.
Wenn die Fat White Family um ihren brillanten Frontmann Lias Saoudi auch nur annähernd diese Energie auf ihre zweite Platte pressen kann, dann haben wir die neue beste Gitarren-Band Englands. Watch out.
(aus meinem damaligen Konzertreview)