TVMotor says…

27.10.2006 | 7 Kommentare | Christian_alternakid

Ein Kleinod pro Tag: vom 28.10. bis zum 10.11.
Samstag, 28. Oktober:

The Ring (USA, 2002)
ARD, 22.40

The Ring ist der seltene Fall eines wirklich gelungenen Remakes – umso erstaunlicher, da das japanische Original „Ringu“ bei Erstellung des Remakes sich bereits einen legendären Ruf erschaudert hatte. Im direkten Vergleich ist man sogar beinahe geneigt, dem Remake den Vorzug zu geben, da „Fluch der Karibik“-Regisseur Gore Verbinski eine etwas straightere Herangehensweise wählt und ein mehr an Schockmomenten draufsattelt – Suspense hatte die Vorlage bereits genug. Dass die wunderbare Naomi Watts die Hauptrolle spielt, tut ein übriges.


Sonntag, 29. Oktober:

Blackout (D, 2006)
Sat1, 20.15

Nun, ungewöhnlich genug, aber wenn schon einhellig positive Kritik auf einen deutschen TV-Film einprasseln, dann wollen wir ihn nicht unerwähnt lassen: mit Blackout nimmt sich ein deutscher Fernsehfilm des Memento-Themas an. Ein Polizist erwacht ohne Gedächtnis und versucht sein Leben zu rekonstruieren. Unschön, dass er dabei auf Korruption, Drogen und den Mord an seiner Frau stößt. Schön, dass der Blätterwald raunt, es handle sich hier um einen der düstersten und politisch inkorrektesten Versuche, die das deutsche Fernsehen bisher gewagt hat.
(4 Folgen, 2. Teil am 30.10.)


Montag, 30. Oktober:

Scream Awards
Pro7, 23.40

Die Verleihung des neu geschaffenen Awards im kalifornischen San Diego für herausragende Leistungen in Film, Fernsehen, Videospielen, Comics und Musik im Sci-Fi und Horror-Genre.


Dienstag, 31. Oktober:

Suspiria (I, 1976)
Arte, 22.45

Pünktlich zu Helloween fährt Arte mit „Suspiria“ den neben „Deep Red“ berühmtesten Film der italienischen Horrorfilm-Legende Dario Argento auf. Italien war in den 70er Jahren das europäische El Dorado des Horrofilms und Argento ist trotz eines Mario Bava der berühmteste Regisseur, den das Land, wo Blut und Honig fließen, hervorgebracht hat. Eine wunderbare Gelegenheit, geile Nerdtrivia mal zwei anzubringen: Schauspielerin Asia Argento, die Wörterbuchdefinition von „sexy“, ist Dario Argentos Tochter und der Vater himself schrieb mit Bernardo Bertolucci und Sergio Leone das Drehbuch zu „Spiel mir das Lied von Tod“.
Doch zurück zu Helloween: kann ein Horrorfilm scheitern, der in einer deutschen (!) Tanzschule (!!) spielt, in deren Keller eine Hexe haust (!!!), die die drei Zugänge zur Hölle bewacht und dessen Tagline „The Only Thing More Terrifying Than The Last 12 Minutes Of This Film Are The First 92.“ lautet?


Mittwoch, 1. November:

Baader (D, 2001)
ARD, 0.40

Baader, ein Film über den Kopf der RAF, ist ein zwiespältiger Film: einerseits durchaus unterhaltsam und mit einem fantastischen Soundtrack unterlegt (z.B. Suicides „Dream Baby Dream“) kümmert er sich andererseits keineswegs um Fakten oder historische Genauigkeit, sondern stilisiert Andreas Baader (von Frank Giering gespielt) zu einem Mythos, einer popkulturellen Legende. Dass eine generelle Aufarbeitung der RAF-Geschichte im Bonnie & Clyde – Modus zumindest diskutabel erscheint, wäre eine moralisch-ethische Frage, die wir an Jan Delay weitergeben, doch scheitert Baader letztenendes auch am filmischen Handwerk, so dass eben gerade die Over-The-Top-Stilisierung nicht in all ihrer Konsequenz gelingt. Mehr Peckinpah hätte Baader gut getan.


Donnerstag, 2. November:

MTV European Music Awards
MTV, 20.10

Natürlich sind die EMA schrecklicher Quatsch, denn welche Veranstaltung ist das Papier wert auf dem die Einladungen gedruckt werden, die die Red Hot Chili Peppers in vier Kategorien nominiert? Interessant lediglich die Frage, ob die Toten Hosen, Bushido, Rammstein, Silbermond oder doch die Sportfreunde Stiller als beste deutsche Band ausgezeichnet werden. Als Liveacts sind Miss Maneater und die Theatraliker von Muse angekündigt, der alte Fickschlitten Justin Timberlake moderiert den Unsinn.


Freitag, 3. November:

Das Testament des Dr. Mabuse (D, 1933)
Arte, 23.15

Mag Sergej Eisenstein auch der große Theoretiker und brillante Stilist (Diese Montage! Welche Kameraführung!) des Kinos der 20er und 30er Jahre gewesen sein, der in Wien geborene Fritz Lang war der Meister der Plotentwicklung und Charakterzeichnung. Neben „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, seines Zeichens bester Film deutscher Sprache überhaupt, und dem ikonischen „Metropolis“ ist „Das Testament des Dr. Mabuse“ ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens. In der fünfteiligen Mabuse-Reihe entwickelt diese mittlere Folge (die anderen sind zum Verstehen des Films nicht notwendig) einen Sog, der seines gleichen sucht. In keiner Phase dieser 120 Minuten weist „Mabuse“ Längen auf, sondern ist trotz der mehr als 7 Jahrzehnte, die seit seiner Erstellung vergingen, immer noch perfekt im Timing. Da Lang subtil regimekritische Töne einbaute (der verrückte Dr. Mabuse äußert Nazi-Parolen) verbot Goebbels den Film – trotz Langs Reputation! – umgehend nach der Machtergreifung.


Samstag, 4. November:

Das Versprechen
Sat1, 20.15

Sean Penn verfilmt meisterlich ein von Friedrich Dürrenmatt geschriebenes Drehbuch zum Heinz-Rühmann-Film „Es geschah am helllichten Tag“ mit Jack Nicholson und Benicio Del Toro in den Hauptrollen. Die verzweifelte Suche eines Polizisten nach einem Kindermörder, die ihn in den Wahnsinn treibt und so düster endet, ist psychologisch raffiniert geschrieben und widersetzt sich gängigen Thriller-Strickmustern komplett.


Sonntag, 5. November:

Top Secret (USA, 1984)
K1, 15.20

Es gab eine Zeit, da waren die Herren Zucker, Abrahams, Zucker die drei lustigsten Menschen der Welt. Top Secret ist einer der Gründe. Vorher schufen sie die definitive Katastrophenfilmparodie „Airplane!“, später schrieben sie mit „Nackte Kanone“ Komödiengeschichte, doch „Top Secret“s Agentenfilmparodie ist ebenfalls zentral auf ihrem Weg. Val Kilmer spielt einen nach Elvis Presley entwickelten Rockstar der Ostdeutschland besucht und dort in einen Spionageplot verwickelt wird. Alberne und doch unfassbar komische Szenen sind die unabdingbare Folge. Die perfekte Sonntagnachmittaghangoverunterhaltung!


Montag, 6. November:

Im Reich der Sinne (JP, 1976)
Tele 5, 0.25

Die Mutter aller Skandalerotikfilme. Im Reich der Sinne kannnur aus Japan kommen. Die Geschichte einer Obsession, einer Liebe, einer Besessenheit, die bis zum Abschneiden des kleinen Freundes reicht, der doch soviel Freude schenken kann, wird sehr explizit, aber auch stimmig erzählt und ist bis auf das wie immer irritierende japanische Kunstblut der 70er Jahre ein Meilenstein des asiatischen Kinos. Oshimas „Im Reich der Sinne“ ist auch bis heute der einzige Film, der mittels Polizeirazzia und Staatsanwaltschaft direkt während der Berlinale beschlagnahmt und erst 18 Monate später wieder der Öffentlichkeit zugeführt wurde.


Dienstag, 7. November:

Gattaca (USA, 1997)
Kabel 1, 20.15

Andrew Niccols Zukunftsvision um Gentechnik und Identität ist stilistisch ein Meisterwerk. Kühle Brillanz allenthalben und eine Darstellerriege von Ethan Hawke, Jude Law zu Uma Thurman machen Gattaca zu einer der besten Science-Fiction-Meditationen der letzten 10 Jahre.



Mittwoch, 8. November:

Amores Perros (MEX, 2000)
ARD, 1.05

Alejandro Gonzales Inarritu setzte 2000 eigenhändig den mexikanischen Film wieder zurück auf die Landkarte. Gemeinsam mit dem ein Jahr später erschienen „Y Tu Mama Tambien“ von Alfonso Cuaron leitete Inarritu die Renaissance des mexikanischen Kinos ein – mit der Folge, dass er wie Cuaron nun zu den hoffnungsvollsten Regisseuren Hollywoods gehört. Wie Inarritus Nachfolgefilm „21 Grams“ erzählt auch „Amores Perros“ mehrere ineinander verschachtelte Geschichten und kann kaum weiter weg von Unbeschwertheit sein. Amores Perros, die große Depression.


Donnerstag, 9. November:

Trespass (USA, 1992)
Das 4., 23.30

Wer wollte nicht schon immer mal einen Actionthriller mit Ice-T und Ice Cube sehen, der den fetten deutschen Titel „Die Rap-Gang“ bekommen hat? Na, na?
Zur Verteidigung bleibt anzuführen, dass Regisseur Walter Hill neben einigem Müll aber mit „The Warriors“ und „Nur 48 Stunden“ gleich zwei Klassiker des 80er Jahre Kinos auf seiner Karte stehen hat. Besser als die beiden ist jedoch sein Bruce-Willis-Vehikel „Last Man Standing“, das 1996 leider im Kino unterging, doch zum Besten gehört, was Willis in den letzten Jahren fabrizierte.


Freitag, 10. November:

Blumfeld: Verbotene Früchte
3Sat, 23.50

Mögt ihr Obst? JD, Distelmeyer und Jochiboy treten beim 3sat Festival auf und erzählen die Geschichte vom Apfelmann. Alles easy, Folks?
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Kommentare

Basti am 27.10.2006 um 12:04 Uhr:

das heißt aber immer noch halloween, christian. wie der Film, nicht wie die Band.

Christian_alternakid am 27.10.2006 um 12:39 Uhr:

ach, verdammt. ich bin wie polylux: ich wollte es noch "recherchieren", hab aber dann doch vergessen den hamster ins laufrad zu stecken, damit google läuft. call me Tina von Hardenberg.

motorhorst am 27.10.2006 um 12:44 Uhr:

Ich würde gerne noch auf das Simpsons-Halloween-Special hinweisen.
Die Halloween-Folgen laufen äußerst selten bei Pro7 und anstatt die dann alle an Halloween zu zeigen, lässt man dort die beliebtesten Folgen wählen, was bedeutet, dass immer wieder die selben laufen, alles klar? Offenbar sind die Fans aber so klug, eher die neueren Folgen zu wählen als zum hundertsten Mal die Fahrt nach...PENNSYLVANIEN!

1. Vier Enthauptungen und ein Todesfall (Treehouse of Horror XV)
2. Hex and the City (Treehouse of Horror XII)
3. Todesgrüße aus Springfield (Treehouse of Horror XIV)
4. Ich weiß, was Du Getudel - Tan hast (Treehouse of Horror X)
5. D-D-Der G-G-Geister D-D-Dad (Treehouse of Horror XI)


Zum Sonntagnachmittagshangover-Idealfilm "Top Secret" möchte ich noch sagen, dass an solchen Tagen immer gerne Zucker-Produktionen oder gerne auch mal - so wie am 3.10. - "Der Wixxer" laufen darf. Perfektes Kopf-Aus-Kino zur Überwindung des Post-Suffs.

motorhorst am 27.10.2006 um 12:45 Uhr:

Ach...bei den Simpsons kommt um 18.00 Uhr noch die aktuelle Halloween-Folge aus der 17. Staffel hinterher: "B.I.: Bartificial Intelligence"

lindihopp am 27.10.2006 um 12:50 Uhr:

top secret ist der mit dem großen telefonhörer, oder?

Basti am 27.10.2006 um 12:58 Uhr:

ich ergänze auch noch schnell!

morgen kommt übrigens um 18.35 auf DasVierte Dark Star von John Carpenter. Unterhaltungsfaktor: hoch!

und am 7.11. auf HR3 um 23.30 Uhr Oldboy.

Kern am 30.10.2006 um 16:07 Uhr:

Ich freu mich so auf Suspiria!


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