Alkoholismus in Absurdistan. Folge 3: Der Bierathlon

30.01.2006 | 9 Kommentare | Christian_alternakid

In gut 10 Tage beginnen die Olympischen Winterspiele. Was kann da sinnvoller sein als euch den Bierathlon vorzustellen?
Die Regeln: Idealerweise benötigt ein feiner Bierathlon mindestens 8, idealiter jedoch 12 oder 16 Teilnehmer. Angetreten wird in Staffelformation, das heißt mittels einer Auslosung werden Vierergruppen festgelegt. Das Grundprinzip lehnt sich an die Idee des Biathlons an: läuft der gemeine Biathlet durch die Winterlandschaft auf seinen Langlaufski um einmal pro Runde das Gewehr auszupacken und auf entfernte Scheiben zu schießen, so ist der Bierathlet ebenfalls doppelt gefordert: laufen & saufen heißt die Devise.

Man benötigt einen Rundkurs, einen Trinkstand, sowie Schiedsrichter und Zeitnehmer. Ideal ist beispielsweise ein Grundstück eines herrschaftlichen Anwesens um das herumgelaufen werden kann. Die Umrundung des Hauses bis zur Wiederankunft am Schiedsrichtertisch (und Trinkstand) ist dabei als eine Runde zu sehen. Die Schiedsrichter nehmen die Zeit, die der Läufer benötigt, um um das Haus zu rennen. Doch bevor der Bierathlet startet bekommt er eine Flasche (0,5 Liter) Bier in die Hand gedrückt, die bis Wiederankunft am Schiedsrichtertisch vollständig geleert sein muss.

Es ist dem Athleten überlassen, ob er
a) während des Laufens trinkt,
b) direkt am Start das Bier leert und dann rennt oder
c) bei Ankunft am Schiedsrichtertisch versucht das Bier auf Ex zu leeren.
Hat er die Runde absolviert und das Bier geleert, so gibt er mit einem freundschaftlich-männlichen Klaps auf den Rücken des Kumpanen den Startschuss für seinen Staffelkollegen, der am Schiedsrichtertisch mit einem neuen Bier wartet, selbst loslaufen zu dürfen.

Wichtig ist dabei, dass das Bier getrunken und nicht verschüttet werden darf. Sollte eine zu große Menge verschüttet werden, so muss die komplette Staffelbesetzung ein Strafbier (analog der Biathlon-Strafrunde bei Fehlschüssen) trinken, während dessen keiner der Staffelbesetzung loslaufen darf. Erst bei korrekter Leerung des Strafbieres darf das nächste Staffelmitglied den Parcours bestreiten. Die gleichen Regeln gelten, sollte einer der Bierathleten den Drang haben, seinen Mageninhalt vorzuzeigen, was bei der Mischung aus sportiver Höchstleistung mit Schnelltrinkereien durchaus vorkommen kann.

Pro Staffelmitglied sind 4 Runden eingeplant, wobei diese nicht von einer Person nacheinander gelaufen werden, sondern in Reihenfolge der Staffelbesetzung (also Staffelmitglied 1 läuft erste Runde, dann Staffelmitglied 2 seine erste Runde usw bis wieder Staffelmitglied 1 mit Runde Nummer 2 dran ist). Die einzelnen Staffeln sind selbstverständlich gleichzeitig unterwegs, so dass der biergeschwängerte Atem des Verfolgers jederzeit den Nacken des Führenden umspielt.

Seine große Spannung bezieht der Bierathlon aus mehreren Elementen:
- die Mischung aus Lauf- und Trinkfähigkeiten lässt ebenso wie der taktisch geschickte Trinkzeitpunkt (während der Runde? Am Ende der Runde?) das Klassement immer unberechenbar erscheinen
- Das Staffelprinzip ist sowohl von der Besetzung (wer läuft als erstes, wer hat am Schluss die meiste Luft?) als auch von der unterschiedlichen Stärke der einzelnen Teammitglieder (merke: eine Bierathlon-Staffel ist nur so gut wie ihr schwächstes Glied) eine äußerst interessante Angelegenheit
- Die Strafbier-Bestimmung bestraft Hochmut und Selbstüberschätzung und bringt so eine biblische Komponente in den Bierathlon. Bereits ein Strafbier kann eine Staffel aussichtslos zurückwerfen – Hochmut ist eine der sieben Biersünden.
- Die Zeitnahme jeder einzelnen Runde bietet profilierungssüchtigen Mitspielern äußert interessanten Zusatzansporn (aktueller Rekord für die schnellste Runde wird vom hier schreibenden mit 49 Sekunden für Hausumrundung inklusive Bierleerung gehalten) und lässt sich wunderbar in farbig hinterlegten Excel-Tabellen festhalten.

Der "Digger, ist das nicht teuer?" – Faktor:
2/10 – Nein eigentlich ja nicht. Jeder Mitspieler trinkt 4 Bier (plus etwaige zusätzliche Strafbiere), die Veranstaltung muss ja privat stattfinden, so dass der reine Geldeinsatz sich pro Spieler auf nicht einmal 4 Euro einpendelt, pro Staffel demnach 16 Euro.

Der lazy-cunt-Faktor:
1/10 - Das ist mal wirklich anstrengend. Der Mitspieler muss viermal mit von Bier gefülltem Magen um ein Haus rennen und einen schwierigen Parcours bestreiten. Nichts für People mit glatten Sohlen, aktuellen Kreuzbandrissen oder Aircast-Schienen. Mehr geeignet für durchtrainierte Kids, die fit wie ein Trinkschuh sind.

Der "schön und gut, aber ich möchte beim trinken auch was lernen" - Faktor:
2/10 - Nun, du lernst Teamspirit! Das Kennenlernen der eigenen Fähigkeiten! Wozu der Körper fähig ist in der vierten Runde, wenn du den Verfolger hinter dir wanken siehst! Das letzte an Trinklust zu mobilisieren! An der frischen Luft sein!

Der Herumhool-Faktor:
8/10 – Hoch, weil wiederum das Erlebnis, zusammen eine Mannschaft zu bilden das Hooltum verstärkt. Oh was für eine Freude ist es, die führende Mannschaft zu beobachten, wenn sie an ihrem verdienten Strafbier verzweifelt und man selbst behänden Schrittes (und Trankes) an ihnen vorbeimarschiert, fröhlich grinsend die Spitze übernimmt, während die drei Staffelmitglieder sich vor Freude in den Armen liegen und bereits imaginäre Trophäen ob des zu erwartenden Sieges schnitzen.

Der Amusement - Faktor:
9/10 – Sehr hoch, weil gleich auf zwei verschiedenen Ebenen ein Kräftemessen stattfindet was zudem noch in ein Gemeinschaftserlebnis eingebettet ist. Das Anfeuern durch Staffelkumpanen, das gemeinsame Leeren eines Strafbieres, oh, wie werden hier Freundschaften für ein Leben geschlossen! Zudem ist die ständige Zeitenmessung ein Ansporn alltime Rekorde zu brechen und das Prinzip des Bierathlons mit seinen unterschiedlichen Mitspielern wie körperlichen Herausforderungen sorgt für ein stetes Durcheinanderwirbeln des Klassements und lässt den Atem vor Spannung stocken!


Bisher in dieser Reihe erschienen:

Alkoholismus in Absurdistan. Folge 2: Das Kapseln
Alkoholismus in Absurdistan. Folge 1: Die bajuwarische Bahnhofskneipentour

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Kommentare

der_koch am 30.01.2006 um 13:08 Uhr:

aber im grunde ist das doch nur eine abwandlung des klassischen biermarathons (harald-juhnke-gedächtnislaufes, bierkastenrennens, oder wie man das auch immer nennen mag) für weicheier, oder?

Christian_alternakid am 30.01.2006 um 13:18 Uhr:

naja, wenn du als prinzipielle abwandlung alles bezeichnest, was "trinken" und "frische luft" kombiniert: dann ja.

aber das reizvolle sind ja eher die bierathlon spezifischen dinge wie staffel-aufstellungen und strafbiere.

der_koch am 30.01.2006 um 13:38 Uhr:

strafbiere gibt es ja auch in bestimmten variationen des biermarathons. rundenzeiten werden da auch (je nach austragungsort) gemessen.

aber gut. du hast schon recht: es ist was anderes.

THE DUDE am 30.01.2006 um 15:43 Uhr:

Trinken finde ich gut :)

Carl Schranz am 30.01.2006 um 20:28 Uhr:

den Bierathlon gibt s glaub seit über 20 jahren auf der strecke zwischen kulmbach und lichtenfels !!! nur ma so am rande.
prost am tisch....

RoterBlitz am 30.01.2006 um 22:12 Uhr:

mit skiern oder zu fuss? mit 4+ bieren auf den brettern zu stehen, stell' ich mir jetzt net so leicht vor...

Carl Schranz am 31.01.2006 um 08:56 Uhr:

zu fuss...

random hero am 05.02.2006 um 20:56 Uhr:

mit 6+ oder 8+ bieren ist's auch zu fuss nicht mehr ganz so einfach...

Garfields Ripper am 06.02.2006 um 16:19 Uhr:

aber dennoch, die idee mit den skiern ist schon recht reizvoll.. mann stelle sich vor, ZDF berichtet Live vom Ochsenkopf, Uschi Disl als Spezialistin verbreitet Oberhof-Stimmung und köpft mit dem Sieger eine Mammut-Flasche besten Bayreuther Biers....


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